Der Wirkstoffforscher Morphosys steht kurz vor der Veröffentlichung der heiß ersehnten Studienergebnisse zu seinem Krebsmedikament Pelabresib. Ursprünglich für Ende November geplant, werden die Resultate nun etwas früher erwartet. Trotzdem reagierten die Anleger an der Börse negativ auf diese Neuigkeit. Die aktuelle Unsicherheit und die gemischten Zahlen zum dritten Quartal haben zu einem Kursrückgang der Morphosys-Aktie geführt.
Nach einem erfreulichen Handelsstart mit einem Plus von über einem halben Prozent musste die Aktie zuletzt einen Rückgang von rund sechs Prozent auf 24,71 Euro verzeichnen. Damit setzt sich der jüngste Kursabfall fort, nachdem das Papier in der vergangenen Woche fast das bisherige Jahreshoch von 32,49 Euro erreicht hatte.
Das laufende Börsenjahr war bisher äußerst erfolgreich für Morphosys, da der Aktienkurs um fast 90 Prozent gestiegen ist. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass immer mehr Investoren auf einen Durchbruch mit dem Hoffnungsträger Pelabresib setzen. Allerdings ging dem ein längerer Abschwung voraus: Anfang 2020 lag der Aktienwert noch bei 146 Euro, danach ging es kontinuierlich bergab bis zu einem neuen Tiefststand im Jahr 2023.
Die Zahlen des Unternehmens für das dritte Quartal waren laut der Analystin Xian Deng von der Schweizer Bank UBS nicht mehr von großer Bedeutung, da Morphosys bereits vor einigen Wochen die Umsätze seines wichtigsten Medikaments Monjuvi veröffentlicht hatte. Der starke Rückgang der Lizenzgebühren führte zu einem noch größeren Verlust als im Vorjahr.
Im Zeitraum von Juli bis September ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Drittel auf 63,8 Millionen Euro zurück. Im Vorjahr profitierte das Unternehmen jedoch noch von einem Sondereffekt durch einen Lizenzvertrag mit dem US-Konzern Human Immunology Biosciences.
Das operative Ergebnis für das abgelaufene Quartal belief sich auf minus 51 Millionen Euro, im Vorjahr waren es minus 29,3 Millionen Euro. Morphosys befindet sich aufgrund hoher Forschungskosten schon seit geraumer Zeit in den roten Zahlen. Trotzdem konnte der Verlust auf 119,6 Millionen Euro leicht reduziert werden, hauptsächlich aufgrund geringerer Aufwendungen im Finanzergebnis.
Der Vorstand unter der Leitung von Konzernchef Jean-Paul Kress bestätigte die Prognosen und erhöhte kürzlich das Umsatzziel für das Blutkrebsmedikament Monjuvi aufgrund guter Geschäfte. Die Nettoprodukterlöse sollen demnach in diesem Jahr 85 bis 95 Millionen Dollar erreichen.
Die Veröffentlichung der Studiendaten zu Pelabresib ist für die Investoren jedoch viel interessanter als die aktuellen Zahlen. Morphosys hat nach der kostspieligen Übernahme des US-Krebsspezialisten Constellation Pharmaceuticals im Jahr 2021 für rund 1,7 Milliarden Dollar große Hoffnungen auf diesen Wirkstoff gesetzt. Das Unternehmen hofft, Pelabresib als Erstlinienbehandlung für Patienten mit Myelofibrose etablieren zu können, einer seltenen Blutkrebsart, die im Knochenmark entsteht.
Um diesem Ziel näher zu kommen, hat Morphosys in den letzten beiden Jahren aufgrund der hohen Kosten einige andere Forschungsprojekte abgebrochen und Stellen gestrichen. Mit einer Zulassung in Aussicht strebt das Unternehmen zukünftig wieder Gewinne an.
Die US-Arzneimittelaufsicht FDA hat Pelabresib bereits den "Fast-Track-Status" verliehen, was ein beschleunigtes Zulassungsverfahren ermöglicht. Diesen wichtigen Status vergibt die Behörde bei schweren oder lebensbedrohlichen Erkrankungen, bei denen ein dringender Bedarf an neuen Therapien besteht.