Beim deutschen Wirkstoffforscher Morphosys werden die Ergebnisse der klinischen Studie zum Krebsmedikament Pelabresib früher erwartet als gedacht. Die Veröffentlichung der Daten ist nun für Ende November geplant. Morphosys-Chef Jean-Paul Kress äußerte sich bei einer Telefonkonferenz mit Analysten optimistisch und betonte, dass das Unternehmen weiterhin sehr zuversichtlich hinsichtlich der Daten sei. Auch weitere Studien zu Pelabresib sind bereits in Planung.
An der Börse sorgte die bevorstehende Veröffentlichung der Studienergebnisse jedoch nicht für langanhaltende Freude bei den Anlegern. Nach einem positiven Start mit einem Kursplus von über einem halben Prozent gab die Aktie im weiteren Handelsverlauf deutlich nach. Am Nachmittag gehörte die Morphosys-Aktie mit einem Abschlag von gut fünf Prozent auf 24,94 Euro zu den größten Verlierern im SDax. Dies setzt den jüngsten Kursabschwung fort, nachdem der Aktienkurs in der vergangenen Woche nahe an das Jahreshoch von 32,49 Euro herangerückt war.
Dennoch lief es für Morphosys im laufenden Börsenjahr bisher sehr gut. Der Aktienkurs hat um fast 90 Prozent zugelegt, vermutlich aufgrund der hohen Erwartungen an Pelabresib. Der Kursverlauf der letzten Jahre war jedoch geprägt von einem langanhaltenden Abwärtstrend. Anfang 2020 kostete eine Aktie noch 146 Euro, danach ging es kontinuierlich bergab, bis das Papier Anfang 2023 das tiefste Niveau seit vielen Jahren erreichte.
Analyst James Gordon von der US-Bank JPMorgan sieht gute Chancen für positive Ergebnisse der Pelabresib-Studie, was zu einer Verdopplung des Aktienkurses führen könnte. Analystin Xian Deng von der Schweizer Bank UBS hingegen bewertete die Zahlen des Wirkstoffforschers zum dritten Quartal als nicht besonders bedeutend, da die Umsätze mit dem wichtigsten Medikament Monjuvi bereits vor einigen Wochen veröffentlicht wurden.
Im dritten Quartal musste Morphosys einen deutlichen Umsatzrückgang um rund ein Drittel auf 63,8 Millionen Euro hinnehmen. Grund dafür waren stark gesunkene Lizenzeinnahmen. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete das Unternehmen einen größeren operativen Verlust von minus 51 Millionen Euro, nach minus 29,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Morphosys schreibt aufgrund hoher Forschungskosten seit längerem rote Zahlen. Der Nettoverlust ging zuletzt jedoch leicht auf 119,6 Millionen Euro zurück, vor allem aufgrund geringerer Finanzaufwendungen. Der Markt hatte mit schlechteren Umsatz- und Ergebniszahlen gerechnet, jedoch waren die Analysten beim Verlust des Konzerns viel optimistischer.
Das Vorstandsteam um Konzernchef Jean-Paul Kress bestätigte die Prognosen und hob kürzlich das Umsatzziel für das wichtigste Produkt Monjuvi aufgrund guter Geschäfte mit dem Blutkrebsmedikament an. Mit Pelabresib hofft Morphosys auf einen weiteren Erfolg. Das Unternehmen hatte 2021 den US-Krebsspezialisten Constellation Pharmaceuticals für rund 1,7 Milliarden Dollar übernommen und setzt große Hoffnungen auf diesen Wirkstoff. Bei einer Zulassung könnte Pelabresib als Erstlinienbehandlung für Patienten mit Myelofibrose etabliert werden, einer seltenen Blutkrebsart mit Ursprung im Knochenmark.
Trotz der hohen Kosten und geplatzten Forschungsprojekten in den letzten beiden Jahren, konzentriert sich Morphosys weiterhin auf Pelabresib. Mit einer Zulassung erhofft sich das Unternehmen eine Rückkehr in die Gewinnzone. Abhängig von den Studienergebnissen will Morphosys "zügig" einen Zulassungsantrag einreichen. Das Management hofft auch bei gemischten Ergebnissen auf grünes Licht von den Behörden, da die Schwere der Krankheit Myelofibrose und der hohe medizinische Bedarf berücksichtigt werden sollten.
Die US-Arzneimittelaufsicht FDA hat Pelabresib bereits den "Fast-Track-Status" zuerkannt, was ein beschleunigtes Zulassungsverfahren ermöglicht. Dieser Status wird bei schweren oder lebensbedrohlichen Erkrankungen vergeben, bei denen ein dringender Bedarf an neuen Therapien besteht.
Aktiennamen: Morphosys