25. September, 2024

Technologie

Monsters: Netflix erweckt den Menendez-Fall zu neuem Leben

Monsters: Netflix erweckt den Menendez-Fall zu neuem Leben

Die Menendez-Familie war das Bild des amerikanischen Traums: José, ein kubanischer Einwanderer, der sich im Unterhaltungssektor einen Namen gemacht hatte, und seine Frau Kitty strahlten auf einem Familienfoto aus dem Jahr 1988, flankiert von ihren Söhnen Lyle und Erik, einem Princeton-Studenten und einem aufstrebenden Tennisstar. Doch ein Jahr später wurde das scheinbare System des Wohlstands durch einen Schusswechsel in ihrer Villa in Beverly Hills zerstört. Die Eltern – die Opfer. Die Söhne – die Täter.

"Monsters: The Lyle and Erik Menendez Story", die zweite Folge der True Crime Anthologie "Monster" von Netflix, beleuchtet diesen schockierenden Fall und die darauf folgenden medienwirksamen Prozesse, die 1996 zur lebenslangen Verurteilung beider Brüder führten. Das von Ryan Murphy mitentwickelte neunteilige Werk bleibt dem charakteristischen, aber oft umstrittenen Stil des Serienmachers treu: eine gelungene Mischung aus schaurigen Details und einer glanzvollen Inszenierung.

Besonders effektiv ist die Art und Weise, wie die Serie die Wahrnehmung der Zuschauer über die „Monster“ herausfordert. Während die ersten Episoden Lyle (Nicholas Alexander Chavez) als explosiven Soziopathen und Erik (Cooper Koch) als emotional unbeholfenen Teenager einführen, offenbaren weitere Kapitel nach der Verhaftung der Brüder die tiefere Dunkelheit eines Lebens im Schatten eines Vaters, der angeblich seine Söhne schikanierte, verprügelte und vergewaltigte, sowie einer Mutter, die angeblich angesichts des Grauens schwieg.

In Rückblenden erschreckt Javier Bardem als José nicht nur durch seine wutentbrannten Ausbrüche, sondern auch durch Szenen, bei denen eine bodenlose Grausamkeit und Wut unterschwellig mitschwingt. Chloë Sevigny verkörpert Kitty als eine von Depression und unerschütterlicher Hingabe an ihren Mann betäubte Frau. Doch die Serie erreicht ihren emotionalen Höhepunkt in der fünften Folge, in der Erik seinem Anwalt (Ari Graynor) die Misshandlungen beichtet und über die darauf folgende Scham und Hilflosigkeit spricht. Murphy verzichtet hier auf seine sonstigen Spielereien und lässt einfach 35 Minuten lang eine Kamera auf Koch gerichtet, was zu einer intensiven und fesselnden Szene führt.

"Monsters" beweist, dass es in der Lage ist, sich komplexen Fällen mit Feingefühl zu nähern – was die zunehmende Sensationsgier im Verlauf der Serie umso frustrierender macht. Ironischerweise wird das durch die Einführung eines Journalisten-Charakters (gespielt von Nathan Lane), der seine Freunde mit makabren Details des Mordes unterhält, noch verstärkt. Schaut her, sagt die Serie, wie dieser Aasgeier sich am entsetzlichen Trauma labt – als würde sie nicht selbst dasselbe mit jedem unnötigen Gräuel und jeder überflüssigen Minute tun, in der die düstere Geschichte zu einem epischen TV-Drama aufgeblasen wird.