Die Finanzwelt blickt gespannt nach Singapur, wo die Zentralbank, die Monetary Authority of Singapore (MAS), in dieser Woche über eine mögliche Lockerung der geldpolitischen Maßnahmen entscheidet. Experten sind unentschlossen, ob die MAS eingreifen wird oder die derzeitigen Bedingungen beibehält, um die Politik des kürzlich wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump abzuwarten. Während zwölf befragte Analysten in einer Reuters-Umfrage, sechs eine Lockerung der währungsbasierten Politik prognostizieren, zeigen sich die verbleibenden sechs konservativer und erwarten keine Änderungen.
Seit Oktober 2022 hat die MAS an ihrer strengen Politik festgehalten, zuletzt gelockert wurde im März 2020, um den durch COVID-19 bedingten wirtschaftlichen Rückschlägen zu begegnen. Jonathan Koh von der Standard Chartered Bank argumentiert, dass die MAS warten könnte, um die wirtschaftlichen Auswirkungen von Trumps Politik besser einschätzen zu können.
Weltweit tendieren Zentralbanken zu einer langsamen und vorsichtigen Lockerung ihrer Geldpolitik. Die US-amerikanische Federal Reserve hat im Dezember die Zinsen gesenkt, jedoch wird von Reuters für diesen Monat keine weitere Änderung erwartet. Die Europäische Zentralbank plant ebenfalls schrittweise Lockerungen, bleibt aber vorsichtig angesichts der unsicheren Lage auf den Märkten.
Singapur verfolgt eine einzigartige geldpolitische Strategie, indem es den Singapur-Dollar im Verhältnis zu den Leitwährungen der wichtigsten Handelspartner innerhalb einer nicht offengelegten Bandbreite schwanken lässt. Die MAS hat dabei drei Stellhebel zur Anpassung: die Steigung, den Mittelwert und die Breite des Politikbandes.
Ökonom Chua Hak Bin von Maybank sieht durch die gemäßigte Inflationsentwicklung Spielraum für eine Lockerung. Er prognostiziert, dass die Kern- und Gesamtinflation, die derzeit unter der 2%-Marke liegt, weiter sinken wird. Die Zentralbank rechnet aktuell mit einer jährlichen Inflationsrate von 1,5% bis 2,5%.
Analysten der Bank of America erwarten hingegen, dass die MAS vorerst keine Anpassungen vornimmt, jedoch mit einer dovishen Tendenz, bevor sie beim nächsten Treffen im April mögliche Erleichterungen in Aussicht stellt. Das Wachstum überraschte 2024 positiv mit 4% nach rückläufigen 1,1% im Jahr 2023. Das Handelsministerium prognostiziert für 2025 ein Wachstum von 1,0% bis 3,0%. Singapur gilt als Indikator für das globale Wirtschaftswachstum, da der internationale Handel sein Inlandsgeschäft übersteigt.