08. September, 2024

Immobilien

Revolution am Bau: Können Roboter Deutschlands Häuser retten?

Der neue Weg zu schnelleren und günstigeren Bauprojekten in Deutschland – wie modulares Bauen das Potenzial hat, die Bauindustrie zu transformieren.

Revolution am Bau: Können Roboter Deutschlands Häuser retten?
Eine Revolution auf der Baustelle: Roboter und Vorfertigung sollen Deutschlands Wohnungsbau retten. Doch kann diese Innovation wirklich die Herausforderungen der Branche lösen?

Der Baustopp in vielen Regionen Deutschlands droht, zur Norm zu werden. Doch eine innovative Methode verspricht, die Branche zu revolutionieren: modulares Bauen. Diese Bauweise, die vorgefertigte Module direkt von der Fabrik zur Baustelle bringt, könnte die dringend benötigte Lösung für den stockenden Neubau darstellen. Doch noch stehen ihr zahlreiche Hürden im Weg.

Ein scheinbar banales Detail offenbart die Herausforderungen: Bauanträge müssen in dreifacher Ausfertigung sowohl digital als auch auf Papier eingereicht werden. PDF per E-Mail?

Fehlanzeige. Architekten sehen sich gezwungen, USB-Sticks mit Anträgen auf die Dokumente zu kleben, um sicherzugehen, dass diese nicht verloren gehen. Diese Anekdote symbolisiert das größere Problem: die schleppende Digitalisierung und Bürokratie im deutschen Bauwesen.

Eine Branche im Stillstand

Die Immobilienbranche steckt in der Krise. Hohe Zinsen, steigende Baukosten und ein Mangel an Fachkräften führen dazu, dass immer weniger Wohnraum entsteht. Doch eine Gruppe von Unternehmen gibt sich damit nicht zufrieden und setzt auf eine alternative Bauweise: modulares Bauen. Diese Methode, die bereits vor Jahren als Hoffnungsträger galt, könnte nun endlich den Durchbruch schaffen.

Daiwa House setzt neue Maßstäbe

Ein Vorreiter dieser Bewegung ist das niederländisch-japanische Unternehmen Daiwa House. In Berlin-Lichtenberg entsteht derzeit ein Wohnquartier mit über 1500 Wohnungen aus 3000 Modulen. Der Einsatz von Robotern bei der Produktion und die Vorfertigung von Küchen und Bädern in der Fabrik sorgen für Effizienz und Kostensenkung.

George Salden, CEO von Capital Bay, einem Partner von Daiwa House, beschreibt das Konzept als „Schweizer Taschenmesser“ der Wohnungsbauindustrie:

„Unsere Wohnungen sind multifunktional und bieten mehr Gemeinschaftsflächen bei geringerer Wohnfläche.“

Das Resultat sind bis zu 50 Prozent weniger CO2-Emissionen und 20 Prozent niedrigere Kosten.

Politische Unterstützung und bürokratische Hürden

Auch die Bundesarchitektenkammer und die Bundesregierung erkennen die Vorteile des modularen Bauens. Professor Guido Spars von der Bundesstiftung Bauakademie sieht in dieser Bauweise ein enormes Potenzial für kostengünstigen und schnellen Wohnungsbau.

Bundesbauministerin Klara Geywitz betonte auf einer Investorenkonferenz, dass „der seriellen, modularen und systemischen Bauweise die Zukunft gehört“.

Doch die Realität sieht oft anders aus: Um ein Modul zu genehmigen, sind bis zu 800 Einzelgenehmigungen erforderlich. Dieses Bürokratie-Monster hemmt den Fortschritt und sorgt für Frustration bei den Bauherren. Der im November 2023 beschlossene „Beschleunigungspakt“ zwischen Bund und Ländern sollte Abhilfe schaffen, doch die Umsetzung stockt.

Eine ungewisse Zukunft

Die Harmonisierung der Bauvorschriften auf Bundesebene bleibt ein zäher Prozess. Während einige Bundesländer wie Sachsen ihre Bauordnungen bereits angepasst haben, stehen andere wie Niedersachsen noch immer auf der Bremse. Wann eine einheitliche Lösung gefunden wird, steht in den Sternen.