In einem bemerkenswerten Wandel der Einstellungspraxis hat das renommierte Massachusetts Institute of Technology (MIT) bekannt gegeben, dass von Bewerbern für Lehrstühle keine Diversitätserklärungen mehr verlangt werden. Diese Entwicklung ist eine Reaktion auf Kritik, nach der das bisherige Verfahren ideologische Gleichschaltung fördern würde.
Bislang mussten Kandidaten auf einer Seite darlegen, wie sie zur Vielfalt an der Universität beitragen könnten. Diese Praxis ist in der Besetzung akademischer Positionen an führenden Universitäten sowie in der Unternehmenswelt tief verankert und von Akademikern als wesentlich zur Beurteilung der Fähigkeit, eine zunehmend diverse Studierendenschaft anzusprechen, verteidigt worden.
Die Präsidentin des MIT, Sally Kornbluth, begründete den Schritt damit, dass Diversitätserklärungen eine Form von Zwangsdarlegung darstellen würden, die letztendlich nicht zielführend seien. In ihrer Stellungnahme betonte Kornbluth, das Hauptziel sei es, das beste Talent zu gewinnen und deren Erfolg am MIT zu sichern. Sie ist überzeugt, dass ein inklusives Umfeld auf vielfältige Weise aufgebaut werden kann, ohne die Meinungsfreiheit zu beschneiden.
Die Entscheidung des MIT und Präsidentin Kornbluths, die Diversitätserklärungen abzuschaffen, kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die Hochschule bereits wegen der Handhabung von Antisemitismus-Vorwürfen durch republikanische Mitglieder des Repräsentantenhauses unter Beobachtung steht. In diesem Zusammenhang hatten im Dezember neben Kornbluth auch Claudine Gay von der Harvard University und Elizabeth Magill von der University of Pennsylvania vor einem Kongressausschuss ausgesagt, was zur Rücktrittserklärung der anderen beiden Universitätspräsidentinnen beitrug. Das MIT steht ebenso vor Herausforderungen im Umgang mit einer zunehmend intensiven pro-palästinensischen Bewegung auf dem Campus.