„Wir sind so weit auseinander wie mit keiner anderen Partei.“ Mit diesen Worten zementierte Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz in der ZDF-Sendung „Klartext“ die klare Abgrenzung seiner Partei zur AfD.
Trotz zahlreicher Themenüberschneidungen und dem Werben von AfD-Kandidatin Alice Weidel bleibt Merz unnachgiebig – ein politisches Statement, das zehn Tage vor der Bundestagswahl für Aufsehen sorgt.
Ein Bürgerabend voller Kontraste
120 Bürgerinnen und Bürger aus ganz Deutschland, eingeladen von Institutionen, Vereinen und Organisationen, sorgten im Berliner ZDF-Studio für einen Abend, der den vier Kanzlerkandidaten wenig Spielraum für Floskeln ließ. Zwischen drängenden Fragen zu Migration, Wirtschaftsproblemen und dem Vertrauensverlust in die Politik zeigten sich deutliche Unterschiede in den Antworten – und der Art, wie sie gegeben wurden.
Olaf Scholz, der amtierende Bundeskanzler, stand direkt zu Beginn unter Beschuss. Eine Hausfrau aus Solingen, geprägt von den jüngsten Terroranschlägen, konfrontierte ihn mit der Frage nach moralischer Mitschuld an den Morden durch fehlende politische Maßnahmen.
Scholz, gewohnt routiniert, wich der direkten Konfrontation aus und verwies auf Gesetzesänderungen und die Notwendigkeit von Abschiebungen. Doch genau diese routinierte Art schien dem Publikum zunehmend fremd – eine Zerrissenheit, die sich durch den gesamten Abend zog.
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Robert Habeck, der grüne Kanzlerkandidat, sprach viel über Demokratie, Engagement und die Notwendigkeit von Kompromissen. Doch als ein Facharbeiter aus Magdeburg die Ampel-Koalition als „Rohrkrepierer“ bezeichnete und wissen wollte, warum er überhaupt noch wählen solle, blieb Habeck eine überzeugende Antwort schuldig.
„Not oder Elend?“ – diese zynische Zusammenfassung des Wählerfrusts blieb im Raum stehen, ohne dass Habeck sie entkräften konnte.
Alice Weidel, AfD-Kanzlerkandidatin, setzte auf klare Kante: „Mit einer AfD-geführten Regierung wäre der Täter von München nie ins Land gekommen.“ Ein Satz, der für Applaus sorgte, aber auch für Widerspruch – besonders von einem Unternehmer, der sich um das Arbeitsklima in seinem multikulturellen Betrieb sorgte. Weidels Antwort:
„Sie haben extrem schlaue Mitarbeiter, die nichts zu befürchten haben.“ Eine Willkommenskultur? „Aber nicht für Illegale“, stellte Weidel klar.
Merz und die Brandmauer, die er nicht so nennt
Als letzter Kandidat des Abends betrat Friedrich Merz die Bühne – und machte gleich deutlich, wo er steht. Auf die Frage eines Bauunternehmers, warum die CDU an der „Brandmauer“ zur AfD festhalte, erklärte Merz, dass er den Begriff selbst nicht nutze.
Viel wichtiger sei es, „den Brand hinter der Mauer zu bekämpfen“ – ein Seitenhieb auf die politische Strategie Österreichs, wo die Zusammenarbeit mit der rechten FPÖ der Partei mehr genützt als geschadet habe. Die Antwort war unmissverständlich: Mit einer Partei, die „offen rechtsextremistisch und ausländerfeindlich“ sei, werde die CDU nicht koalieren.
Doch Merz ließ sich nicht nur auf Abgrenzung reduzieren. Er forderte Handlungsfähigkeit von der politischen Mitte – besonders in den Bereichen Migration und Wirtschaft.
Ein starkes Bekenntnis, das jedoch Fragen zu Details offenließ: Wie will die Union mit den Herausforderungen der Schuldenbremse, dem Sanierungsstau und dem Klimaschutz umgehen? Diese Antworten blieb Merz an diesem Abend schuldig.
Ein Abend, der Gräben vertieft
Die ZDF-Sendung zeigte: Die politische Landschaft vor der Bundestagswahl ist polarisiert wie nie. Während Weidel offensiv um eine Zusammenarbeit mit der CDU warb, zog Merz eine klare Linie. Scholz wirkte distanziert, Habeck kämpfte um Verständnis – und das Publikum ließ spüren, dass es mehr Antworten als Phrasen erwartet.
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