23. September, 2024

Politik

Missouri vor umstrittener Hinrichtung: Marcellus Williams am Scheideweg der Justiz

Missouri vor umstrittener Hinrichtung: Marcellus Williams am Scheideweg der Justiz

Das amerikanische Bundesland Missouri plant, Marcellus Williams am 24. September hinzurichten und damit die 100. Hinrichtung seit 1989 zu vollstrecken – ein bedenkliches Jubiläum, das erneut die Frage nach der Unschuld des Verurteilten aufwirft.

Seit 1973 wurden nach Angaben des Death Penalty Information Center über 200 Menschen in den USA zu Unrecht zum Tode verurteilt. Wie viele tatsächlich unschuldig unter den 1.595 seitdem Hingerichteten waren, bleibt unbekannt, doch die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass einige darunter fälschlich verurteilt wurden.

Williams, der seine Unschuld im Mordfall Felicia Gayle Picus von 1998 stets beteuert hat, wurde auf Basis von höchst fragwürdigen, incentivierten Aussagen und Indizien verurteilt. Es gab weder physische Beweise noch Augenzeugen, die ihn belasteten. Der aktuelle Staatsanwalt von St. Louis County, Wesley Bell, versuchte vergeblich, die Verurteilung aufzuheben. Richter Bruce Hinton sah keine ausreichenden Beweise, um das Urteil zu kippen.

Tricia Rojo Bushnell vom Midwest Innocence Project unterstrich nach Hintons Entscheidung, dass es überwältigende Beweise gebe, dass Williams' Prozess verfassungswidrig unfair gewesen sei. Hinzu kommt die nachweisliche Manipulation von Beweismitteln: Ein früherer Staatsanwalt, Keith Larner, hatte das Tatmesser ohne Handschuhe berührt, was möglicherweise DNA-Beweise verfälschte, die Williams entlastet hätten.

Zusätzlich argumentierten Williams' Anwälte, dass Larner während des ursprünglichen Prozesses sechs von sieben schwarzen Geschworenen wegen ihrer Hautfarbe ausgeschlossen habe – ein Hinweis auf rassistische Voreingenommenheit im Verfahren.

Statistiken zeigen die problematische Rolle der Rasse bei der Anwendung der Todesstrafe: Schwarze Menschen werden unverhältnismäßig oft hingerichtet. Trotz dieser Bedenken und der Unterstützung von Williams' Unschuld durch den Ehemann des Opfers, Daniel Picus, bleibt unklar, ob die Gerichte einschreiten werden.

Falls nicht, könnte nur noch Missouris Gouverneur Mike Parson die umstrittene Hinrichtung stoppen und somit das Risiko vermeiden, einen unschuldigen Mann hinzurichten.