Es ist ein Angebot, das überrascht – und polarisiert: Israels Premierminister Benjamin Netanjahu plant, den Geiselnehmern der Hamas Millionen Dollar für die Freilassung israelischer Gefangener zu zahlen.
Der Deal umfasst angeblich eine hohe Summe pro Geisel und sichere Ausreise für die Geiselnehmer und ihre Familien. Was auf den ersten Blick nach Verhandlung aussieht, könnte in Wirklichkeit ein politisches Pulverfass entzünden.
Zuerst berichtete der israelische TV-Sender Channel 12 über das Millionenangebot. Es folgte eine Bestätigung aus Regierungskreisen, die jedoch keine weiteren Details preisgaben.
Für die Hamas scheint das Angebot allerdings kaum verlockend. Sprecher Taher al-Nono reagierte kühl: „Eine Farce,“ nannte er den Vorschlag. Für die Freilassung verlangt die Hamas weit mehr als Geld: ein Ende der Blockade und den Wiederaufbau des Gazastreifens.
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Politischer Balanceakt: Pragmatismus oder Schwäche?
Das Angebot stellt Netanjahu vor eine heikle Herausforderung. Noch im Oktober verurteilte er die Hamas als untragbare Bedrohung für Israel. Dass er nun mit Millionen Dollar verhandelt, lässt Fragen offen – und seine Kritiker aufhorchen.
Für einige ist das Angebot eine notwendige Geste, um das Leben der Geiseln zu retten. Andere sehen darin ein Zugeständnis, das der Hamas gefährlich viel Macht einräumt.
Die Situation ist prekär: Rund 100 Menschen, die im Oktober bei einem brutalen Überfall nach Gaza verschleppt wurden, befinden sich immer noch in den Händen der Hamas.
Die Stimmung in Israel kocht – nicht zuletzt, weil viele Angehörige Netanjahu Untätigkeit vorwerfen. Sie sehen das Geldangebot als längst überfälligen Versuch, das Leben der Entführten zu retten.
Zwischen internationalem Druck und familiärer Verzweiflung
Das millionenschwere Angebot könnte auch eine Reaktion auf internationalen Druck sein. Die Familien der Geiseln lassen keine Gelegenheit aus, Netanjahu für seine vermeintliche Passivität zu kritisieren. Viele fordern eine stärkere diplomatische Initiative oder sogar militärische Maßnahmen zur Befreiung der Gefangenen.
Doch in den Reihen der Hamas ist die Reaktion eisig. Al-Nono ließ durchblicken, dass für die Freilassung der Geiseln mehr auf dem Spiel steht: Für die Hamas geht es um politische Forderungen, die über Geld hinausreichen.
Israel steht damit vor einem Dilemma: Sollte es weiter verhandeln und die Hamas mit Geld und Zugeständnissen stärken? Oder riskiert es das Leben der Geiseln durch eine harte Linie?
Verhandlung oder Verzweiflungstat?
Der israelische Premier steht in einer politischen Zwickmühle, die ihm nicht viele Optionen lässt. Die öffentliche Unterstützung für seine Regierung sinkt, und viele Israelis erwarten von ihm klare Ergebnisse.
Doch die Bedingungen der Hamas – ein Ende der Blockade und umfassende Hilfe für den Wiederaufbau – sind politisch heikel und könnten im Parlament auf heftigen Widerstand stoßen.
Für Netanjahu geht es jetzt darum, das richtige Gleichgewicht zu finden: pragmatisch und dennoch standhaft, kompromissbereit, ohne als schwach zu erscheinen. Doch die Reaktionen auf das Angebot zeigen, dass ihm ein schwerer Weg bevorsteht.
Spannungen und Unsicherheiten
Das Schicksal der Geiseln hängt weiter in der Schwebe, während das Angebot Netanjahus die israelische Gesellschaft spaltet. Die Frage bleibt: Kann Geld in diesem Fall wirklich Leben retten? Oder führt es zu einer langfristig gefährlicheren Dynamik?