Wenn die Nasdaq schwächelt, kauft Saylor Bitcoin
Während die großen US-Indizes zu Wochenbeginn in Deckung gingen, legte Bitcoin mehr als zwei Prozent zu. Auslöser des Impulses: MicroStrategy, besser gesagt Michael Saylor.
Über Ostern ließ sein Unternehmen weitere 6.556 BTC ins Portfolio fließen – zum Gesamtpreis von rund 555,8 Millionen Dollar. Der durchschnittliche Einkaufskurs: 84.785 Dollar pro Stück.
Damit hält MicroStrategy jetzt 538.200 Bitcoin – ein historisches Volumen, das keiner anderen Firma weltweit auch nur ansatzweise nahekommt. Bewertet zum aktuellen Marktpreis entspricht das einem Gegenwert von mehr als 36 Milliarden Dollar.
Und: Die Position ist längst keine Nebenanlage mehr, sondern der eigentliche Kern der Unternehmensstrategie.
IW-Faktencheck:
- 6.556 BTC über Ostern zugekauft
- 538.200 BTC Gesamtbestand von MicroStrategy
- 67.766 $ durchschnittlicher Einkaufspreis
- >36,4 Mrd. $ aktueller Marktwert der Bitcoin-Bestände
Ein CEO als maximalistischer Investor
Michael Saylor hat sich vom Software-Unternehmer zum Krypto-Apostel gewandelt – mit einer Überzeugung, die ihresgleichen sucht. Seit 2020 kauft MicroStrategy in mehreren Wellen Bitcoin.
Für Saylor ist BTC kein spekulatives Asset, sondern digitales Eigentum mit monetärem Charakter. In seinen Worten: „Bitcoin ist die bestmögliche langfristige Reserve.“
Dabei geht Saylor aggressiv vor – finanziert wurde ein Teil der Käufe über Wandelanleihen, neue Aktien und Kreditlinien. Eine hochriskante Strategie, die bei steigenden Kursen enorme Hebelwirkung entfaltet – und bei Einbrüchen existenzielle Risiken birgt.
MicroStrategy ist längst ein Bitcoin-Fonds mit Softwarehülle
Das operative Geschäft von MicroStrategy – Business Intelligence Software – tritt zunehmend in den Hintergrund. Analysten sprechen inzwischen von einem „Bitcoin-ETF in Unternehmensform“. Die Aktie korreliert stark mit dem Bitcoin-Kurs, nicht mit dem eigenen Umsatz.
Ob das gesund ist? Fraglich. Der Hebel macht das Papier bei Anlegern beliebt – bei Kursanstiegen. Bei Rücksetzern reagiert die Aktie jedoch überproportional sensibel. Das wurde in den Korrekturphasen 2022 und 2023 deutlich – mit Kursverlusten von zeitweise über 70 Prozent.
Technische Marken im Fokus
Charttechnisch notiert Bitcoin aktuell knapp unter der 200-Tage-Linie bei 88.240 Dollar. Ein Ausbruch darüber könnte den Weg in Richtung 100.000 Dollar freimachen – und damit auch der MicroStrategy-Aktie neues Potenzial verleihen. Analysten beobachten zudem das März-Hoch bei 343,59 Dollar als nächsten technischen Widerstand.
Doch auch die Risiken sind gestiegen. Sollte der Bitcoin erneut unter die 50-Tage-Linie fallen oder regulatorisch unter Druck geraten, würde das unmittelbar auf den Unternehmenswert von MicroStrategy durchschlagen – mit möglicherweise drastischen Folgen.
IWette auf Bitcoin als Geschäftsmodell – und als Glaubensfrage
Saylor spielt hoch. Und er tut das offen. In seinen öffentlichen Auftritten betont er stets: Fiat-Geld verliere an Wert, Bitcoin sei der sichere Hafen. Ob diese Erzählung langfristig trägt, ist offen. Klar ist nur: MicroStrategy ist damit zur wohl aggressivsten Corporate-Bitcoin-Wette der Welt geworden – mit beispiellosem Klumpenrisiko.
Institutionelle Investoren sehen das ambivalent: Einerseits lockt der Hebel, andererseits schreckt die Abhängigkeit. Sollte sich Bitcoin entgegen der Erwartung doch nicht als globaler Wertspeicher durchsetzen – oder technisch überholt werden –, steht MicroStrategy blank da.
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