Die deutsche Rüstungsindustrie befindet sich im Ausnahmezustand. Ein milliardenschweres Finanzpaket der Bundesregierung hat am Montag die Aktienkurse der größten deutschen Verteidigungsunternehmen auf Rekordniveaus katapultiert.
Anleger wittern das nächste große Geschäft, während Kritiker vor den politischen und wirtschaftlichen Folgen warnen.
Börsenfeuerwerk in der Rüstungsbranche
Das prominenteste Beispiel für den aktuellen Höhenflug ist Rheinmetall. Die Aktie des DAX-Schwergewichts durchbrach am Montag erstmals die Marke von 1.400 Euro, bevor am Nachmittag Gewinnmitnahmen einsetzten und der Kurs leicht auf 1.373,50 Euro zurückfiel. Dennoch steht der Wert seit Jahresbeginn mit einem Plus von 120 Prozent deutlich im Fokus der Investoren.
Auch die Aktien von HENSOLDT, einem Spezialisten für Radar- und Sensorsysteme, sowie des Getriebeherstellers RENK erklommen neue Rekordstände. HENSOLDT erreichte ein Allzeithoch von 76,50 Euro und hielt sich mit einem Plus von 4,84 Prozent bei 75,80 Euro stabil. RENK konnte seine Gewinne mit einem Höchststand von 44,03 Euro weiter ausbauen und notierte zuletzt bei 43,77 Euro.
Ein regelrechter Kurs-Exzess spielte sich bei Steyr Motors ab: Nach einem Kursplus von fast 70 Prozent am Freitag verdoppelte sich der Wert der Aktie am Montag erneut und erreichte eine Rekordmarke von 230 Euro. In nur vier Tagen hat sich der Kurs des Unternehmens damit versechsfacht. Der geringe Streubesitz und das Interesse von institutionellen Investoren dürften diese Rally zusätzlich befeuert haben.
Politischer Rückenwind für die Branche
Hintergrund dieser massiven Kurssteigerungen ist das in dieser Woche zur Abstimmung stehende Finanzpaket des Bundes. Die Bundesregierung plant, die Verteidigungsausgaben massiv zu erhöhen und diese weitgehend von der Schuldenbremse auszunehmen. Laut Experten der Commerzbank ist eine breite politische Zustimmung wahrscheinlich.
"Der Markt schlägt ein neues Kapitel auf", kommentierte Anleihenexperte Rainer Guntermann. "Verteidigungsausgaben von mehr als einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts würden von der Schuldenbremse ausgenommen. Das ermöglicht langfristig planbare Investitionen und macht die Branche für Anleger noch attraktiver."
Doch nicht alle sind von der aktuellen Entwicklung begeistert. Kritiker warnen vor einem finanziellen Drahtseilakt: Mehr Verteidigungsausgaben bedeuten weniger Spielraum für andere Haushaltsbereiche wie Bildung, Infrastruktur oder Soziales. Zudem birgt die enorme Aufrüstungspolitik Risiken für die geopolitische Stabilität.
Rüstung als wirtschaftlicher Motor?
Die Branche selbst sieht sich als Profiteur der Zeitenwende. Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs sind deutsche Rüstungskonzerne für die NATO-Staaten und verbündete Nationen unverzichtbar geworden. Der Export von Waffen und Verteidigungssystemen boomt, und Unternehmen wie Rheinmetall, HENSOLDT und RENK stehen vor gefüllten Auftragsbüchern.
"Deutschland muss verteidigungsfähig bleiben. Unsere Industrie leistet einen zentralen Beitrag dazu", erklärte ein Insider aus der Branche. "Doch mit wachsenden Investitionen steigt auch die politische Verantwortung."
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