28. Februar, 2025

Finanzen

Milliardenschaden durch Sozialbetrug – Der Fall des „Weißen Riesen“ in Duisburg

59 erfundene Kinder und gestoppte Zahlungen: Wie eine groß angelegte Kontrolle massiven Sozialbetrug aufdeckte.

Milliardenschaden durch Sozialbetrug – Der Fall des „Weißen Riesen“ in Duisburg
Massenhafter Sozialbetrug aufgedeckt – Im Duisburger Hochhaus „Weißer Riese“ deckten Behörden Kindergeldzahlungen für 59 nicht existierende Kinder auf. Der Schaden für den Steuerzahler geht in die Millionen.

Es ist ein beispielloser Fall von Sozialbetrug, der nun ans Licht gekommen ist: Im berüchtigten Duisburger Hochhaus „Weißer Riese“ haben die Behörden bei einer Razzia herausgefunden, dass Kindergeld für 59 nicht existierende Kinder gezahlt wurde. Die Folge: Zahlungen in Millionenhöhe wurden umgehend gestoppt.

Die Razzia im Problem-Hochhaus

Das Hochhaus im Stadtteil Homberg ist seit Jahren ein sozialer Brennpunkt. Vor wenigen Monaten stand es bereits in den Schlagzeilen, weil DHL die Auslieferung von Paketen dort zeitweise verweigerte – zu gefährlich war die Lage für die Zusteller. Nun zeigt sich ein weiteres Problem: systematischer Betrug mit Sozialleistungen.

Rund 400 Beamte von Polizei, Ordnungsamt, Jobcenter und Sozialbehörden waren an der Aktion beteiligt. Sie gingen von Tür zu Tür und überprüften, wer tatsächlich dort wohnt.

Das Ergebnis war schockierend: Von den 1400 offiziell gemeldeten Bewohnern konnten nur knapp 600 in ihren Wohnungen angetroffen werden. Viele der angeblich dort lebenden Kinder existierten gar nicht.

Hochhaus mit dunkler Vergangenheit – Neben Sozialbetrug sorgte der „Weiße Riese“ bereits durch Verwahrlosung und Gewalt für Schlagzeilen. Zwei der Hochhäuser wurden bereits abgerissen, ein weiterer Abriss ist für 2025 geplant.

Finanzielle Folgen: Millionen-Schaden für den Steuerzahler

Die Bundesagentur für Arbeit reagierte prompt und stoppte alle verdächtigen Zahlungen. Insgesamt wurden monatliche Kindergeld-Zahlungen in Höhe von 1,2 Millionen Euro ausgesetzt. Darüber hinaus wird nun versucht, bereits ausgezahlte Beträge zurückzufordern – ein oft schwieriges Unterfangen.

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) zeigte sich zufrieden mit den Ermittlungsergebnissen.

„Die Zahlen zeigen: Der Aufwand hat sich gelohnt. Wir haben massiven Sozialbetrug aufgedeckt und so immensen finanziellen Schaden abgewendet“, sagte er gegenüber der „Bild“.

Wie konnte es so weit kommen?

Der „Weiße Riese“ ist kein Einzelfall, sondern ein Beispiel für ein längst bekanntes Problem: kriminelle Netzwerke, die Sozialleistungen systematisch erschleichen. Insbesondere Kindergeldzahlungen stehen dabei im Fokus.

Die Masche ist einfach: Menschen melden sich mit falschen Identitäten oder erfinden Kinder, um Zahlungen vom Staat zu kassieren. Dass es erst jetzt zur groß angelegten Kontrolle kam, wirft Fragen zur Effizienz der bisherigen Überprüfungssysteme auf.

Konsequenzen und Zukunft des Problemviertels

Die Stadt Duisburg plant weitere Schritte, um den Brennpunkt-Hochhauskomplex zu sanieren oder abzureißen. Zwei der „Weißen Riesen“ wurden bereits dem Erdboden gleichgemacht, ein weiterer soll 2025 folgen. Ob dies allein ausreicht, um das strukturelle Problem von Sozialbetrug und Verwahrlosung zu lösen, bleibt fraglich.

Klar ist: Der aktuelle Fall wird Debatten über strengere Kontrollen und Reformen der Kindergeldvergabe neu entfachen. Der „Weiße Riese“ steht stellvertretend für ein tiefergehendes Problem – und wird die Politik noch lange beschäftigen.

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