Endlich kann eines der größten Industrieprojekte in Schleswig-Holstein starten: Der Gemeinderat von Norderwöhrden hat den Plänen des schwedischen Batterieherstellers Northvolt zugestimmt, eine Batteriefabrik in der Nähe von Heide zu bauen. Damit wurde die letzte Hürde für das Milliardenprojekt aus dem Weg geräumt. Bereits letzte Woche hatte die zweite Standortgemeinde Lohe-Rickelshof das Projekt einstimmig befürwortet.
Nun steht die Baugenehmigung beim Landesamt für Umwelt zur Ausstellung an. Das Werk soll auf den Grundstücken von Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof entstehen. Die entscheidende Sitzung fand am Montag vor einer vollen Halle in einem Gasthof statt.
Das Projekt beschäftigt die Gemeinde schon seit zweieinhalb Jahren, wie Bürgermeister Kay Uwe Evers betonte. Der Ausbau der Infrastruktur bringe große Herausforderungen für die Region mit sich. 'Dafür brauchen wir zwingend Unterstützung von Bund und Land.' Doch das Projekt biete auch große Chancen für die Region. Bei der Sitzung wurde an den Chef der Staatskanzlei, Dirk Schrödter, appelliert: 'Wir schauen Euch auf die Finger und erwarten auch was.'
In der Fabrik will Northvolt Batteriezellen für E-Autos produzieren. Die Produktion soll 2026 starten und durch die Investition in Höhe von 4,5 Milliarden Euro sollen rund 3000 Arbeitsplätze entstehen. Das Unternehmen hat bereits rund 100 Millionen Euro an eigenen Mitteln in das Projekt in Heide investiert. Zudem ist eine Anlage zum Recycling von Altbatterien geplant. Christofer Haux, Geschäftsführer von Northvolt in Deutschland, kommentierte: 'In Dithmarschen entstand einst der erste Windpark Deutschlands, nun entstehen hier bald die nachhaltigsten Batteriezellen.'
Vor der Abstimmung hatten die Norderwöhrdener die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Ein Bürger fragte, wo die Mitarbeiter der Fabrik wohnen sollen, und eine Frau wollte wissen, wie die Gemeinderatsmitglieder abstimmen würden, wenn vor ihrer Haustür gebaut würde. Bürgermeister Evers erwiderte darauf: 'Das passiert vor meiner Haustür.' Es gab jedoch auch Widerstand gegen das Projekt. Ein Landwirt, der dagegen stimmte, äußerte Bedenken bezüglich des Infrastrukturausbaus und der Verkehrsbelastung. Er führte an: 'Der eigentliche Hauptgrund: Es gibt keinen Vorteil für Norderwöhrden.'
Northvolt hat letzte Woche einen Durchführungsvertrag unterzeichnet und somit seine endgültige Entscheidung für den Standort bestätigt. Zuvor hatte es Bedenken gegeben, dass sich der Bau verzögern könnte. Northvolt-Chef Peter Carlsson nannte unter anderem die vergleichsweise hohen Strompreise in Deutschland und höhere Subventionen in den USA als potenzielle Gründe für Verzögerungen.
Am 8. Januar gab die EU-Kommission grünes Licht für Fördermittel und Garantien in Höhe von insgesamt 902 Millionen Euro für Northvolt. Das Projekt wird mit rund 700 Millionen Euro gefördert, zusätzlich kommen Garantien über weitere 202 Millionen Euro hinzu. Von den Fördermitteln entfallen etwa 564 Millionen Euro auf den Bund und bis zu 137 Millionen Euro auf das Land. Die Förderung wird über mehrere Jahre verteilt.