Die Fronten sind verhärtet: BASF, der deutsche Branchenprimus der Chemieindustrie, hat beim Münchener Gericht eine Klage gegen Clariant eingereicht. Der Vorwurf: Der Schweizer Spezialchemiekonzern soll sich an unlauteren Einkaufsabsprachen auf dem Ethylen-Markt beteiligt haben. Die Forderung: satte 1,4 Milliarden Euro Schadensersatz.
Das ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Bereits 2020 hatte die Europäische Kommission Clariant wegen Wettbewerbsverstößen eine empfindliche Geldstrafe von mehr als 150 Millionen Euro aufgebrummt. Diese ging auf Hinweise von BASF zurück. Doch jetzt geht es um mehr: Sollte BASF mit der Klage Erfolg haben, könnten weitere Industriegrößen wie Covestro, Evonik oder Lanxess dem Beispiel folgen und Schadensersatzansprüche geltend machen.
Warum der Ethylen-Markt so wichtig ist
Ethylen ist ein zentraler Rohstoff in der Chemiebranche – und die Grundlage für unzählige Produkte wie Kunststoffe, Verpackungen oder Chemikalien. Der Markt wird von wenigen großen Akteuren dominiert, was Absprachen besonders problematisch macht.
Unlautere Einkaufspraktiken können Preise verfälschen, die Wettbewerbsfähigkeit einschränken und enorme Schäden für andere Marktteilnehmer verursachen. Laut BASF hat genau das in diesem Fall stattgefunden.
Clariant weist die Vorwürfe entschieden zurück. Das Unternehmen argumentiert, dass die Absprachen keine tatsächlichen Marktstörungen verursacht hätten. Gleichzeitig versucht man, die Glaubwürdigkeit von BASFs Forderungen infrage zu stellen. „Es gibt keinerlei Grundlage für diese Klage“, ließ ein Clariant-Sprecher verlauten.
Dennoch steht das Unternehmen unter Druck. Die Verurteilung durch die EU-Kommission 2020 ist ein schwerwiegender Präzedenzfall, der BASF in die Karten spielen könnte.