27. Januar, 2025

Unternehmen

Milliardendebakel bei Boeing: Neue Abschreibungen reißen tiefe Löcher

Hohe Verluste und enttäuschte Erwartungen: Boeing kämpft mit den Folgen eines Streiks, steigenden Kosten und massiven Problemen in der Produktion.

Milliardendebakel bei Boeing: Neue Abschreibungen reißen tiefe Löcher
Während Airbus weiter Marktanteile gewinnt, ringt Boeing um Stabilität – bislang ohne Erfolg.

Boeing kommt nicht zur Ruhe. Der US-Flugzeugbauer hat vorläufige Zahlen für das vergangene Quartal veröffentlicht, die die Krise des Unternehmens weiter verdeutlichen. Neue Abschreibungen in Höhe von 2,8 Milliarden Dollar belasten die ohnehin angespannte Bilanz.

Die Ursachen? Ein siebenwöchiger Arbeiterstreik, explodierende Produktionskosten und technische Schwierigkeiten bei Schlüsselprojekten wie der nächsten Air Force One und dem neuen Langstreckenjet 777X.

Streik und Tarifvertrag: Hoher Preis für die Einigung

Im Herbst legten Tausende Arbeiter in Boeings Werken an der US-Westküste ihre Arbeit nieder. Der Grund: stagnierende Gehälter und ausbleibende Einigungen auf einen neuen Tarifvertrag. Der Streik, der satte sieben Wochen andauerte, zwang Boeing schließlich zu einem Deal, der den Mitarbeitern ein Einkommensplus von 38 Prozent über vier Jahre sichert. Doch der Preis war hoch: Produktionsstillstand, verzögerte Auslieferungen und gestiegene Kosten haben das Unternehmen empfindlich getroffen.

Besonders betroffen ist die Passagierflugzeug-Sparte. Hier fallen Belastungen in Höhe von 900 Millionen Dollar an, die vor allem auf höhere Arbeitskosten und die geringere Produktion des Modells 767 zurückzuführen sind. Auch die Entwicklung der neuen Langstreckenmaschine 777X wird teurer als geplant.

Rüstungsbereich in der Krise

Neben den Problemen im zivilen Bereich belastet auch das Rüstungsgeschäft die Bilanz. Mit Abschreibungen von 1,7 Milliarden Dollar in diesem Segment kämpft Boeing an mehreren Fronten. Besonders die Entwicklung eines neuen Tankflugzeugs sowie der nächsten Air Force One erweist sich als kostspielige Herausforderung. Technische Probleme, Verzögerungen und gestiegene Materialpreise setzen dem Unternehmen zu.

Die Zahlen zeigen, dass Boeing weit davon entfernt ist, die Erwartungen von Analysten zu erfüllen. Der Verlust pro Aktie wird auf 5,46 Dollar geschätzt – ein Wert, der um vier Dollar schlechter liegt, als Experten prognostiziert hatten.

Eine Bilanz der Enttäuschung

Die neuen Belastungen kommen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Bereits im Oktober hatte Boeing fünf Milliarden Dollar an Abschreibungen gemeldet. Mit den nun veröffentlichten Eckdaten summieren sich die Verluste weiter – und das vollständige Quartalsergebnis, das am Dienstag präsentiert wird, verspricht keine Erholung. Der enttäuschende Ausblick wird von Investoren und Analysten kritisch beäugt.

Boeings Zukunft: Kann der Konzern sich erholen?

Die Frage nach Boeings Zukunftsfähigkeit rückt immer stärker in den Fokus. Der Konzern kämpft nicht nur mit internen Problemen, sondern auch mit einem zunehmend härter werdenden Wettbewerbsumfeld. Konkurrent Airbus konnte in den letzten Jahren Marktanteile gewinnen und bleibt bei der Produktion stabiler, während Boeing von einem Debakel ins nächste stolpert.

Die angekündigten Milliardenabschreibungen stellen nur die Spitze des Eisbergs dar. Produktionsprobleme, Kostendruck und ein beschädigtes Vertrauen bei Investoren setzen das Unternehmen weiterhin unter Druck. Boeing muss in den kommenden Monaten nicht nur seine Finanzen stabilisieren, sondern auch das Vertrauen seiner Kunden und Aktionäre zurückgewinnen.