Da wird einem die Luft zum Atmen genommen: Ein massiver Betrug mit Klimaprojekten in China erschüttert gerade die Umweltpolitik. Das Umweltbundesamt (UBA) hat jetzt die Reißleine gezogen und will 45 verdächtige Projekte komplett stoppen.
Was steckt dahinter? Es geht um gefälschte CO2-Zertifikate und eine Täuschung im großen Stil.
„Wir gehen nicht davon aus, dass irgendeines dieser Projekte sauber ist“, sagt UBA-Chef Dirk Messner.
Die Zahlen sind heftig: Sechs Millionen Tonnen CO2-Äquivalente sollen über die betroffenen Projekte als Einsparung verkauft worden sein – und das bei einem Marktwert von rund 1,5 Milliarden Euro.
Von der CO2-Hoffnung zur Enttäuschung
Eigentlich sollten diese Klimaprojekte Vorzeigeprojekte sein. Doch nun steht alles unter Betrugsverdacht. Deutsche Firmen, darunter auch Mineralölkonzerne, haben sich die Zertifikate auf ihre Klimabilanzen angerechnet – jetzt sieht es so aus, als ob alles auf gefälschten Werten basiert.
Der Skandal reicht tief: Von den ursprünglich überprüften 66 Projekten in China stehen mittlerweile 45 auf der Streichliste. Man könnte sagen, die Umweltschutzidee wurde hier ordentlich missbraucht.
Der materielle Schaden durch die gefälschten CO2-Zertifikate liegt laut UBA bei rund 500 Millionen Euro. Es ist ein handfester Skandal – und er wirft einmal mehr die Frage auf, wie vertrauenswürdig der Markt für CO2-Zertifikate wirklich ist. Es geht um riesige Summen und um den guten Glauben, mit solchen Projekten tatsächlich das Klima zu retten.
Was ist hier passiert?
Der Verdacht auf Betrug kam bereits im letzten Jahr auf. Erste Whistleblower meldeten Unregelmäßigkeiten. Was folgte, waren monatelange Ermittlungen, bei denen sich immer mehr herausstellte: Hier lief einiges schief.
Die betroffenen Projekte, so das UBA, hätten niemals die Standards erfüllt, die für den Verkauf von CO2-Zertifikaten notwendig sind. Stattdessen wurde munter mit falschen Zahlen gearbeitet, um das große Geschäft zu machen.
Und wer trägt die Verantwortung? Namen von Firmen oder Einzelpersonen werden bislang nicht genannt, aber die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Staatsanwaltschaften und internationale Anwaltskanzleien sind mittlerweile eingeschaltet. Was sicher ist: Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt.
Politischer Druck steigt
Klar, dass es nicht nur ein Umweltskandal ist, sondern auch eine politische Bombe. Die Union kritisiert das Umweltbundesamt scharf. Man habe zu langsam reagiert, werfen sie der Behörde und Umweltministerin Steffi Lemke vor. Erste Hinweise gab es angeblich schon im September 2023. Doch zu lange habe man nicht ernst genug hingesehen, sagen Kritiker.
UBA-Chef Messner verteidigt sich:
„Anfangs stand Aussage gegen Aussage.“
Die Whistleblower seien anonym gewesen, und es habe gedauert, bis die Hinweise als glaubwürdig eingestuft werden konnten. Nun aber geht es Schlag auf Schlag – und für die betroffenen Firmen könnte das teuer werden.
Was bedeutet das für den CO2-Zertifikate-Markt?
Ein so massiver Betrug wirft natürlich auch ein schlechtes Licht auf den internationalen CO2-Zertifikatemarkt. Dieser Markt, der eigentlich dazu gedacht ist, Unternehmen zu klimafreundlichem Handeln zu motivieren, erweist sich immer wieder als anfällig für Manipulationen.
Wenn das Vertrauen in solche Zertifikate verloren geht, steht viel auf dem Spiel. Schließlich basiert die Klimapolitik vieler Firmen und auch ganzer Länder darauf, dass diese Zertifikate den versprochenen Effekt haben.
Das Umweltbundesamt betont, dass die Kontrollen weiter verschärft werden. Die Frage ist: Reicht das, um das Vertrauen in den Markt wiederherzustellen? Denn eins ist klar: Der Glaube daran, dass CO2-Zertifikate einen echten Beitrag zum Klimaschutz leisten, hängt auch daran, wie glaubwürdig die dahinterstehenden Projekte sind.
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