10. März, 2025

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Milliarden für die Rüstung – droht jetzt eine Verschwendungswelle

Deutschland und die EU wollen massiv aufrüsten, doch die Vergangenheit zeigt: Bei großen Verteidigungsetats lauern Ineffizienz, explodierende Kosten und Fehlplanungen. Experten warnen vor alten Fehlern – und fordern klare Reformen.

Milliarden für die Rüstung – droht jetzt eine Verschwendungswelle
Der Euro Hawk – ein Mahnmal der Verschwendung – 700 Millionen Euro für eine Drohne, die nie geflogen ist. Die Bundeswehr kann sich solche Fehlschläge mit den neuen Milliardenbudgets nicht mehr leisten.

Hundert Milliarden Euro für die Bundeswehr, dazu neue europäische Verteidigungsfonds – Deutschland und die EU rüsten auf, als gäbe es kein Morgen. Doch die Vergangenheit zeigt, dass große Rüstungsausgaben oft ineffizient verpuffen.

Teure Fehlinvestitionen, lange Lieferzeiten und nationale Egoismen verhindern, dass das Geld dort ankommt, wo es wirklich gebraucht wird: bei funktionierender Ausrüstung für die Truppen.

Der Euro Hawk – ein 700-Millionen-Euro-Desaster

Das abschreckendste Beispiel ist der Euro Hawk, eine strategische Drohne, die die Bundeswehr in eine neue Ära der Luftaufklärung führen sollte. Das Problem: Sie bekam keine Zulassung für den europäischen Luftraum.

  • Kosten: 700 Millionen Euro.
  • Ergebnis: Ein einziger Prototyp, heute Museumsstück in Berlin-Gatow.
  • Lektion: Schlechte Planung, unklare Anforderungen und überteuerte Beschaffung ruinieren Großprojekte.

Dieses Szenario könnte sich mit den neuen Milliardenbudgets wiederholen – wenn nicht grundlegende Reformen greifen.

Das Dilemma der schnellen Rüstungsausgaben

Ein Hauptproblem großer Rüstungsprojekte ist die plötzliche Erhöhung der Verteidigungsetats. Laut dem französischen Militäranalysten Jean-Pierre Maulny können Verteidigungsministerien Haushaltszuwächse von maximal sechs bis acht Prozent sinnvoll verarbeiten. Alles darüber hinaus führt zu Problemen:

  • Produktionskapazitäten sind begrenzt. Die europäischen Rüstungshersteller können nicht von heute auf morgen ihre Fabriken ausbauen.
  • Steigende Nachfrage treibt die Preise. Das verteuert selbst einfache Munition enorm – ohne dass die Armeen wirklich mehr Material erhalten.
  • Übereilte Käufe landen im Ausland. Nach der Einrichtung des deutschen 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens wurden F-35-Kampfjets und Transporthubschrauber aus den USA gekauft – eine subventionierte Aufrüstung für die US-Wirtschaft.
Rüstungskäufe treiben US-Wirtschaft an – Statt europäische Unternehmen zu stärken, fließen Milliarden nach Amerika: Deutschland kauft F-35-Kampfjets und Hubschrauber aus den USA – eine verpasste Chance für die heimische Industrie.

Europa muss gemeinsam einkaufen – oder weiter verlieren

Ein weiteres Problem sind nationale Alleingänge. Statt eine gemeinsame europäische Beschaffungsstrategie zu entwickeln, kocht jeder Mitgliedstaat sein eigenes Süppchen. Das führt zu absurden Situationen:

  • Jeder Staat nutzt eigene Panzermodelle. Von Zypern bis Norwegen gibt es über ein Dutzend verschiedene Kampfpanzer, die parallel gewartet und versorgt werden müssen.
  • Kleine Bestellmengen treiben die Kosten. Deutschland, Frankreich oder Italien ordern oft nur in nationalen Chargen – anstatt gemeinsam zu kaufen und bessere Preise zu erzielen.
  • Ein Leopard-2-Standard wäre effizienter. Experten fordern, dass sich Europa auf einige wenige Plattformen konzentriert, etwa den deutschen Leopard 2 als Haupteinsatzpanzer.

Die Konsequenz: Ohne abgestimmte Beschaffung zahlen Europas Staaten mehr für weniger Ausrüstung.

Monopole oder Wettbewerb? Europa muss sich entscheiden

Ein weiteres Dilemma ist der Umgang mit Rüstungskonzernen. Sollen wenige große Hersteller dominieren – oder braucht es Wettbewerb?

  • Die USA haben das Problem längst gelöst. Nach dem Kalten Krieg fusionierten viele Rüstungskonzerne, heute dominieren fünf Giganten den US-Markt.
  • In Europa gibt es zu viele Anbieter mit zu wenig Aufträgen. Deutsche U-Boote konkurrieren mit französischen, italienische Kampfpanzer mit britischen – und jeder Staat will seine eigene Industrie schützen.
  • Eine koordinierte Strategie könnte Kosten senken. Eine Fusion von Herstellern oder eine europäische Vergabebehörde könnte Rüstungsausgaben effizienter machen.

Innovation statt Bürokratie: Wo bleibt das europäische SpaceX der Rüstung?

Neben der reinen Kosteneffizienz fehlt es der europäischen Rüstungsbranche oft an innovativen Start-ups. Während Elon Musks SpaceX Raketen für ein Zehntel der NASA-Kosten produziert, erstickt Europas Bürokratie kleine Anbieter.

  • Ausschreibungen sind zu kompliziert. Nur große Konzerne wie Rheinmetall oder Airbus können die bürokratischen Hürden meistern.
  • Start-ups bleiben außen vor. Junge Firmen mit kreativen Lösungen werden durch lange Genehmigungsprozesse aus dem Markt gedrängt.
  • USA nutzen private Innovation besser. SpaceX zeigt, dass militärische Hardware auch günstiger und effizienter entwickelt werden kann – wenn man sie lässt.

Milliarden ausgeben kann jeder – klug investieren nicht

Die Fehler der Vergangenheit zeigen, dass mehr Geld nicht automatisch mehr Verteidigungsfähigkeit bedeutet. Ohne strategische Planung drohen Verschwendung, ineffiziente Strukturen und massive Preissteigerungen.

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