Es ist ein Paukenschlag für die deutsche Wirtschaft: Zum ersten Mal übernimmt ein Staatskonzern aus dem Nahen Osten einen DAX-Konzern. Covestro, der Chemieriese aus Leverkusen, geht für 16 Milliarden Euro an die Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc).
Der Deal sorgt für große Aufmerksamkeit – nicht nur wegen seiner finanziellen Dimension, sondern auch wegen seiner Signalwirkung.
Markus Steilemann, der CEO von Covestro, zeigte sich am Dienstag äußerst zufrieden:
„Wir haben eine Win-win-Situation für alle erreicht.“
Der Leverkusener Konzern, vor zehn Jahren aus der Bayer AG ausgegliedert, wechselt somit in arabische Hände. Für die knapp 17.500 Mitarbeiter soll sich kurzfristig nichts ändern – Adnoc hat umfassende Beschäftigungsgarantien abgegeben. Auch die Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen bleiben bestehen.
Ein Deal, der für Sicherheit sorgt
Branchenkenner bewerten die Übernahme überwiegend positiv. Der arabische Staatskonzern hat nicht nur finanzielle Macht, sondern auch ehrgeizige Pläne. Ziel ist es, Covestro auf globaler Ebene wettbewerbsfähiger zu machen. Insbesondere Investitionen in die Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Chemieproduktion könnten jetzt verstärkt angegangen werden.
An der Börse sorgt der Deal ebenfalls für Aufwind: Die Covestro-Aktie stieg um knapp vier Prozent. Auch die Aktionäre freuen sich – das Angebot von 62 Euro pro Aktie ist attraktiv. Union Investment, einer der großen Anteilseigner, unterstützt den Deal. „Es ist ein faires Angebot, das alle Beteiligten zufriedenstellt“, erklärt Arne Rautenberg, Fondsmanager bei Union Investment.
Warum Adnoc auf Europa setzt
Für Adnoc ist die Übernahme von Covestro mehr als nur ein strategischer Zug im Chemiesektor. Der Staatskonzern aus Abu Dhabi verfolgt schon länger das Ziel, sich von der Abhängigkeit des Ölgeschäfts zu lösen und sein Portfolio zu diversifizieren. Das Geschäft mit Chemikalien, vor allem im Bereich der Kunststoffproduktion, bietet hier große Chancen.
Adnoc hat bereits in der Vergangenheit mit Übernahmen von Chemiekonzernen wie Borealis und Borouge gezeigt, dass man langfristige Pläne verfolgt. Die Covestro-Übernahme könnte der Anfang einer weiteren Expansion in Europa sein.
Was bedeutet das für Deutschland?
Dass ein DAX-Konzern in die Hände eines Staatskonzerns aus dem Nahen Osten fällt, ist ein Novum. Für Deutschland könnte dies ein Signal für eine wachsende Rolle internationaler Investoren aus der Region sein. Der Deal könnte den Beginn einer stärkeren wirtschaftlichen Vernetzung zwischen Europa und den Golfstaaten markieren.
Für Covestro bedeutet die Übernahme vor allem eins: finanzielle Stabilität und neue Wachstumschancen. CEO Steilemann sieht den Deal als große Chance, um Covestro auf „die Überholspur“ zu bringen.
„Wir haben jetzt die Unterstützung, die wir brauchen, um global in hochattraktiven Branchen zu wachsen.“
Ein Bekenntnis zu Deutschland
Trotz der Übernahme bleibt Covestro mit seinem Hauptsitz in Leverkusen fest in Deutschland verankert. Adnoc hat zudem versichert, bis 2028 keine wesentlichen Verkäufe oder Schließungen vorzunehmen. Der Chemiekonzern bleibt also vorerst ein vertrauter Arbeitgeber für seine Mitarbeiter.