Unerwarteter Profit aus Kernenergie
Die Energiewende ist beschlossene Sache, der Atomausstieg Deutschlands ebenfalls. Doch paradoxerweise erwirtschaftet die Bundesregierung aktuell hohe Summen aus der Kernkraft – wenn auch im Ausland.
Der verstaatlichte Energiekonzern Uniper, der seit 2022 nahezu vollständig im Besitz des Bundes ist, profitiert stark von seinen schwedischen Atomkraftwerken Ringhals 4 und Oskarshamn 3.
Allein in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres stieg der bereinigte Vorsteuergewinn der „Green Generation“-Sparte, zu der auch die Atomkraft zählt, um 25,2 Prozent auf 738 Millionen Euro. E
in beachtlicher Anstieg, der laut Uniper insbesondere den Erträgen aus der Kernenergie geschuldet ist.
Grüner Bereich oder grünes Label?
Das Erstaunliche dabei: Trotz des deutschen Atomausstiegs und der kritischen Haltung der Bundesregierung zur Einstufung von Atomkraft als „grüne Energie“ führt Uniper seine schwedischen Kraftwerke weiterhin im Segment „Green Generation“.
Der Konzern erklärt diesen Widerspruch pragmatisch: Hohe Nachfrage und bessere Preise auf dem europäischen Energiemarkt lassen die Atomkraftwerke zu einer soliden Einnahmequelle werden.
Während Deutschland auf europäischer Ebene versucht, Atomkraft aus dem grünen Energiemix herauszuhalten, ist man als Bundesbeteiligung bei Uniper in dieser Frage erstaunlich flexibel geblieben.
Schwierige Zeiten für Wasserstoff und grüne Projekte
Gleichzeitig kommen jedoch die Investitionen in die Zukunftstechnologie Wasserstoff nur schleppend voran. Zwar sieht Uniper in der Wasserstofftechnologie eine Schlüsselrolle für die Energiewende, doch die Nachfrage und die regulatorischen Rahmenbedingungen sind bislang unzureichend.
„Wir können nicht investieren, wo wir keine gute Rendite erwarten,“ erklärte Uniper-Chef Michael Lewis kürzlich.
Ursprünglich hatte der Konzern angekündigt, bis 2030 etwa acht Milliarden Euro in grüne Technologien zu investieren – ein Ziel, das nun verschoben wird.
Dies ist symptomatisch für die Herausforderungen, denen sich Energiekonzerne bei der Transformation hin zu klimaneutralen Lösungen gegenübersehen.
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Rückzahlungen an den Staat – und eine geplante Reprivatisierung
Das Geschäft mit der Kernenergie zahlt sich aus – auch für den deutschen Steuerzahler. Erst im September 2024 überwies Uniper eine Summe von 530 Millionen Euro an den Bundeshaushalt, und weitere Rückstellungen in Höhe von voraussichtlich 2,5 Milliarden Euro sollen Anfang 2025 folgen.
Angesichts dieser Finanzlage ist der Bundeshaushalt auch perspektivisch gut im Geschäft, da Uniper bereits plant, die staatlichen Darlehen schrittweise zurückzuzahlen.
Langfristig bleibt jedoch die europäische Auflage, wonach die Bundesregierung ihre Anteile an Uniper bis 2028 auf 25 Prozent reduzieren muss. Die Rückkehr an die Börse, die bis spätestens 2025 beginnen soll, könnte dem Staat eine weitere Einnahmequelle verschaffen, da der Verkauf der Anteile als zusätzliche Milliarden-Einnahme eingeplant ist.
Uniper bleibt systemrelevant
Neben der Finanzlage ist Uniper vor allem aus strategischen Gründen ein entscheidender Akteur für die Energieversorgung in Deutschland. Sowohl als Gasversorger als auch durch den Betrieb von Reservekraftwerken gilt der Konzern als systemrelevant für die Energiesicherheit der Bundesrepublik.
Angesichts der fortschreitenden Energiewende und des steigenden Drucks auf emissionsarme Lösungen bleibt Unipers Rolle weiterhin zentral – und die Erwartungen der Politik sind hoch.
Auch wenn der Bund bisher wenig in die Unternehmensstrategie eingegriffen hat, könnte sich dies ändern, sobald die Nachfrage nach klimafreundlichen Lösungen signifikant steigt.
Ein Paradox für den Steuerzahler
Die Situation bleibt widersprüchlich: Während der Atomausstieg in Deutschland fest verankert ist, profitiert der Bund von den ausländischen Atomgeschäften seiner Tochter Uniper.