Das Schlagwort in den Gängen der Klimakonferenz in Baku lautet „Quantum“. Ein eleganter Platzhalter für ein hartes Problem: Wie viel Geld sollen die reichen Länder ab 2025 jährlich für den Klimaschutz in den Süden pumpen?
Eine Billion Dollar pro Jahr fordern die Entwicklungsländer. Eine Summe, die das Klima retten soll – und die Finanzminister schwitzen lässt.
Doch die Spaltung ist klar: Während die Reichen vorsichtig rechnen, fordern die Länder des Globalen Südens lautstark Unterstützung.
„Die Industrieländer haben den Großteil des CO₂-Budgets aufgebraucht, jetzt dürfen sie sich nicht vor ihrer Verantwortung drücken“, erklärte Meena Raman vom „Third World Network“ in Baku.
Für Raman ist klar, wo das Geld herkommen soll: Vermögenssteuern für Milliardäre und Einsparungen bei fossilen Subventionen.
Finanzhilfen für den Klimaschutz – aber bitte transparent
Klimaschutz kostet. Milliarden. Und das in einer Zeit, in der viele Länder selbst mit klammen Kassen kämpfen. Jennifer Morgan, die Staatssekretärin für Klima im Auswärtigen Amt, bleibt dennoch optimistisch.
„Deutschland steht zu den jährlichen sechs Milliarden Euro bis 2025“, betonte sie in Baku.
Für die Zeit danach müsse ein neuer, umfassender Ansatz gefunden werden. Aber was, wenn die USA aussteigen? Es gibt Gerüchte, dass Trump nicht nur das Pariser Abkommen, sondern die gesamte Klima-Rahmenkonvention verlassen will. Das wäre ein herber Schlag – für den Klimaschutz und die Finanzierung.
Steuertricks und politische Versprechen
In den Verhandlungssälen geht es auch um die Frage, was überhaupt als „Klimafinanzierung“ gilt. Können Kredite oder Investitionen in Infrastruktur im Süden als Klimahilfen gewertet werden?
Und wie transparent ist das Ganze? Die Vertreter der Umweltorganisationen fordern klare Regeln. Viviane Raddatz vom WWF warnt in Baku davor, den Handel mit CO₂-Zertifikaten als Beitrag zum Billionenziel zu zählen.
„Tricksereien müssen wir verhindern“, fordert sie. Die Sorge: Werden CO₂-Zertifikate auf das neue Finanzziel angerechnet, könnten die wirklichen Klimahilfen sinken.
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Wer zahlt die Rechnung?
Es ist ein Machtpoker um Geld und Verantwortung. Ein Großteil der Erwartungen liegt auf Weltbank und regionalen Entwicklungsbanken wie der Europäischen Investitionsbank, mehr Finanzmittel bereitzustellen.
Auch privates Kapital soll mobilisiert werden. Doch wie das genau funktionieren soll, ist unklar. Der Konferenzpräsident Muchtar Babajew rief in Baku eindringlich dazu auf, das Portemonnaie zu öffnen: „Klimafinanzierung ist keine Wohltätigkeit.“
Angesichts einer drohenden Erwärmung um drei Grad seien die Billionensummen ein notwendiges Investment – und ein Schutz vor den dramatischen Folgen des Klimawandels.
Für viele Länder im Globalen Süden ist das Klimaabkommen eine Überlebensfrage. Kenia will seine CO₂-Emissionen um 32 Prozent senken, doch das kostet 62 Milliarden Dollar. Davon kann Kenia nur 13 Prozent selbst stemmen – der Rest müsste von der internationalen Gemeinschaft kommen.
Schwierig wird’s zu Hause
Doch die Umsetzung wird zur Zerreißprobe: Subventionen für fossile Energien abzuschaffen ist ein Beispiel. Viele Politiker sehen sich schnell mit wütenden Wählern konfrontiert, wenn die Energiekosten steigen und die Inflation anzieht. Die französischen „Gelbwesten“-Proteste haben gezeigt, wie gefährlich dieser Spagat ist.
In Baku liegt eine Billionensumme auf dem Tisch – mehr als je zuvor. Doch die Fragen sind die gleichen geblieben: Wer soll zahlen? Und wie ernst sind die Zusagen, wenn sich die Delegierten wieder verabschieden?