20. November, 2024

Politik

Mileis Kehrtwende: Ein Neuer Kurs in der Außenpolitik Argentiniens?

Mileis Kehrtwende: Ein Neuer Kurs in der Außenpolitik Argentiniens?

Erst im vergangenen Jahr hatte Javier Milei, damals noch als Präsidentschaftskandidat, China und Brasilien scharf kritisiert und ihre Führer als "Mörder" und "Diebe" bezeichnet. Seine Worte lehnten sich an den populistischen Stil von Donald Trump und anderen rechtsextremen Ikonen an, mit dem Ziel, diese Rhetorik in eine erfolgreiche politische Botschaft zu verwandeln. In einem symbolträchtigen Wandel fand sich Präsident Milei jedoch nun beim G20-Gipfel in Rio de Janeiro in einer kontroversen, aber versöhnlichen Geste: Er schüttelte dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping die Hand und versprach, den Handel mit der asiatischen Wirtschaftsmacht zu intensivieren. Zuvor hatte sein Wirtschaftsminister eine vorläufige Vereinbarung zur Ausfuhr von argentinischem Erdgas nach Brasilien getroffen. Bemerkenswert war ferner Mileis Bereitschaft, trotz vorheriger Störaktionen gegen den Gastgeber des Gipfels, Brasiliens linken Präsidenten Luiz Inácio "Lula" da Silva, eine gemeinsame Erklärung der Weltführer zu unterzeichnen. Die letzten Stunden des Gipfels legten eine pragmatische Ader Mileis offen, die viele überraschte. Dies kam, nachdem er sich zunächst als Gegner zahlreicher internationaler Initiativen präsentiert hatte, etwa durch den Rückzug argentinischer Verhandler vom U.N.-Klimagipfel und durch als Einziger abgegebene "Nein"-Stimmen zu zwei U.N.-Resolutionen. Diese behandelten Indigenenrechte und das Ende der Gewalt gegen Frauen und sorgten für Aufruhr bei den Verhandlungen. Die Kritik richtete sich besonders gegen absatzbezogene Themen wie die Besteuerung der Superreichen und die Regulierung von Online-Meinungsäußerungen. Mileis Standpunkte zu Gendergleichheit und der U.N.-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die er als sozialistisch verurteilte, stießen ebenfalls auf Skepsis. Während Kritiker Milei als Saboteur bezeichneten, wurde er von Anhängern als Anführer der "neuen Weltunordnung" gefeiert. Mileis Präsenz in den USA, wo er kürzlich Trumps Mar-a-Lago-Resort besuchte und dort gegen Sozialismus wetterte, schien seine Unnachgiebigkeit zunächst zu unterstreichen. Dennoch, unter starkem internationalem Druck, unterschrieb er letztendlich die G20-Erklärung. Roberto Goulart Menezes, Professor für internationale Beziehungen an der Universität von Brasília, kommentierte, dass der Druck "ausreichte, um Argentiniens Opposition schließlich zu verringern." Während Mileis erstmaligem Treffen mit Präsident Xi besprachen die beiden Staatschefs ihre aktuellen Handels- und Finanzbeziehungen und betonten ihre Bereitschaft, "neue Möglichkeiten zur Expansion und Verbesserung zu erkunden." Ein Foto zeigte die beiden in einem herzlichen Händedruck. Zudem luden sie sich gegenseitig zu Staatsbesuchen ein.