25. November, 2024

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Mikroplastik im Fokus: Wissenschaftler untersuchen mögliche Gesundheitsrisiken

Mikroplastik im Fokus: Wissenschaftler untersuchen mögliche Gesundheitsrisiken

und scheinen sich auch in unseren Körpern zu einzunisten. Eine kürzlich veröffentlichte Studie italienischer Wissenschaftler sorgt für Aufsehen, da bei einer Untersuchung von 257 Patienten, die sich einem Eingriff aufgrund verstopfter Arterien unterzogen, bei über der Hälfte Mikroplastik in den Arterienablagerungen festgestellt wurde. Die Langzeitbeobachtungen zeigen: Patienten mit Mikroplastik in den Arterien hatten ein deutlich höheres Risiko, einen Schlaganfall, Herzinfarkt oder sogar den Tod zu erleiden.

Diese Studie zählt zu den ambitioniertesten Ansätzen, Mikroplastik mit ernsthaften gesundheitlichen Auswirkungen in Verbindung zu bringen. Dennoch gibt es Kritiker, die die Validität der Ergebnisse infrage stellen, indem sie auf potenzielle Kontamination der Proben und methodische Mängel hinweisen.

Das Phänomen Mikroplastik verdeutlicht die Grenzen unseres derzeitigen Wissens. Roel Vermeulen von der Universität Utrecht, der ein EU-Forschungsprogramm über Mikro- und Nanoplastik koordiniert, betont, dass fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse Zeit benötigen.

Mikroplastik entsteht durch die Zersetzung größerer Plastikprodukte, die wir täglich nutzen. Diese winzigen Partikel wurden bereits in menschlichen Organen wie Lunge, Herz und sogar im Gehirn nachgewiesen. Trotz der Einigkeit unter Forschern über die wahrscheinlichen Gesundheitsrisiken fehlen bisher qualitativ hochwertige Studien und einheitliche Forschungsmethoden. Dies stellt Entscheidungsträger vor Herausforderungen, da sie auf einer relativ schmalen wissenschaftlichen Basis Entscheidungen treffen müssen.

Vermeulen verdeutlicht, dass der stetige Anstieg der Plastikproduktion nicht nur ökologisch unhaltbar ist, sondern auch weitere Gesundheitsrisiken birgt. Ähnlich wie bei der Luftverschmutzung könnten Plastikpartikel über die Lunge in den Blutkreislauf und somit in jeden Teil des Körpers gelangen.

Stephanie Wright vom Imperial College London rät jedoch zur Vorsicht bei der Interpretation von Studien, die Mikroplastik im Körper nachgewiesen haben. Oftmals könnten die Partikel auch während des wissenschaftlichen Prozesses hinzukommen.

Während Wissenschaftler die genauen biologischen Effekte von Mikroplastik entschlüsseln, fordern viele Bürger und Experten vorsorgliche regulatorische Maßnahmen. Die EU hat bereits die Zugabe von Mikroplastik in Produkten wie Kosmetika verboten, aber der größere Kampf liegt in der Reduktion von Mikroplastik, das durch die Zersetzung größerer Plastikprodukte entsteht.

Der Druck zur Reduzierung von Plastik in der Umwelt steigt, da die globale Plastikproduktion bis 2050 voraussichtlich verdoppelt wird und erhebliche ökologische sowie gesundheitliche Herausforderungen mit sich bringt. "Es gibt viele Gründe, jetzt zu handeln", sagt Vermeulen.