Wenn man nach Worten suchen würde, um die Strategie von MicroStrategy und dessen Gründer Michael Saylor zu beschreiben, so würde „überhitzt“ wohl recht zutreffend sein. Citron Research, bekannt für ihre kritischen Börsenanalysen, nahm sich am Donnerstag der Finanz- und Bitcoin-Kapriolen des Unternehmens an. Was jedoch ganz wie ein cleverer Schachzug wirkt, grenzt beinahe an einen endlosen Gewinntrick aus der Welt der Computerspiele: gewinnbringend, fesselnd und vermutlich nicht dauerhaft tragfähig.
Das Unternehmen hat ein geradezu erstaunliches Finanzschema entwickelt. Zuerst werden über die Kapitalmärkte Mittel durch Schuldenaufnahme und Eigenkapitalbeschaffung generiert. Diese Gelder werden in Bitcoin investiert, was den Aktienkurs von MicroStrategy - im Zuge des Bitcoin-Hypes - rapide steigen lässt. Der nächste Schritt ist dann erneut der Gang an die Kapitalmärkte, um weitere Mittel zu beschaffen. Dieser Kreislauf wirkt wie ein Freifahrtschein zum Gelddrucken, wie es scheint, abgekoppelt von der realen Welt. Den Schätzungen der Barclays Bank zufolge hat MicroStrategy Bitcoin im Durchschnittspreis von knapp 40.000 US-Dollar gekauft. Angesichts des aktuellen Bitcoin-Handelskurses von nahezu 100.000 US-Dollar beläuft sich der Wert des Bitcoin-Vermögens der Firma auf schwindelerregende 24 Milliarden US-Dollar. Ein Vielfaches der Schuldenlast von 4,3 Milliarden US-Dollar in der Unternehmensbilanz, welche über Wandelanleihen zu einem Zinssatz von 0% aufgenommen wurden. Der nächste Schritt: die Aufnahme weiterer Schulden.