Wer bei Microsoft nicht performt, bekommt bald keine zweite Chance mehr, sondern zwei Möglichkeiten: auf Besserung hoffen oder den Hut nehmen.
Der Konzern unter Führung von Satya Nadella verschärft seine Personalpolitik spürbar – und kopiert dabei ausgerechnet ein Modell, das bei Amazon intern heftig umstritten ist.
Das neue Performance Improvement Program
Eine interne Mail an Führungskräfte enthüllt: Microsoft führt weltweit einheitliche Standards zur Leistungsbewertung ein. Kernstück ist ein neues Performance Improvement Program (PIP), das mit klaren Erwartungen, festen Fristen – und einer finalen Option daherkommt: Wer nicht spurt, kann künftig zwischen einem Exit-Angebot oder der PIP-Teilnahme wählen. Die Abfindung entspricht dabei 16 Wochen Gehalt. Doch das Zeitfenster für die Entscheidung ist eng: Fünf Tage.
Amazon als Vorbild: Druck statt Entwicklung
Was wie ein rationaler Ansatz klingt, erinnert in seiner Mechanik an Amazons Pivot-System. Auch dort müssen sogenannte Low Performer entweder ein intensives Verbesserungsprogramm durchlaufen oder das Unternehmen verlassen.
Kritiker werfen dem Modell vor, weniger auf Förderung als auf systematisches Aussortieren zu setzen. Ex-Amazon-Mitarbeiter berichten von internen "Entlassungsquoten" und dem Druck, sich entweder selbst zu entfernen oder entfernt zu werden.
Microsofts Stilbruch: Von Empathie zur Effizienz
Die Neuerung steht für einen Strategiewechsel. Noch vor wenigen Jahren galt Microsoft als Vorreiter eines empathischen Tech-Managements. Doch der Wind dreht sich. Schon Anfang des Jahres hatte das Unternehmen 2.000 Mitarbeiter ohne Abfindung entlassen.
Nun folgt die nächste Stufe: mehr Performance-Druck, weniger Schonfrist. Weitere kriterienbasierte Entlassungen, vor allem in mittleren Managementebenen, sollen im Mai folgen.
Globale Wirkung, nationale Unterschiede
Wie genau Microsoft das System international umsetzen will, ist noch offen. In vielen Ländern gelten arbeitsrechtliche Hürden, die den harten US-Stil ausbremsen könnten.
In Deutschland etwa sind PIPs rechtlich nur schwer durchsetzbar, sofern sie nicht klar geregelt und betriebsrätlich abgestimmt sind.
Kommentar: Kein Platz mehr für Mittelmaß?
Die Entscheidung zeigt, wie tief der Mentalitätswandel in der Tech-Branche reicht. Wo einst Lernkurven und Entwicklung zählten, dominieren nun Kennzahlen und Kodier-Quoten.
Microsofts neue Linie mag dem Kapitalmarkt gefallen – aber ob sie auch Talente anzieht oder eher verprellt, bleibt offen. Der Kulturwandel ist eingeläutet. Doch ob er produktiv ist, entscheidet sich nicht im Vorstand, sondern in den Korridoren der Teams.
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