25. Februar, 2025

Unternehmen

Microsofts KI-Rückzug schockt Energiemarkt

Die Abkühlung des KI-Booms setzt der Energiewirtschaft zu: Microsoft fährt offenbar seine Investitionen in Rechenzentren zurück. Die Märkte reagieren nervös, und besonders Siemens Energy leidet.

Microsofts KI-Rückzug schockt Energiemarkt
Die Aktie von Siemens Energy brach nach Berichten über Microsofts Rückzug aus Rechenzentrumsinvestitionen um fast 13 % ein. Der KI-Boom galt als Treiber für den steigenden Energiebedarf – doch nun zeigt sich, dass die Nachfrage möglicherweise überschätzt wurde.

Es war ein Signal, das die Investoren aufhorchen ließ: Microsoft, einer der weltweit größten Treiber der KI-Infrastruktur, soll laut einer Analyse der Investmentbank TD Cowen damit begonnen haben, geplante Rechenzentrumsinvestitionen zu reduzieren.

Insbesondere Leasingverträge für KI-Rechenzentren in den USA wurden zurückgefahren, und internationale Investitionspläne sollen zugunsten der USA angepasst werden.

Die unmittelbare Folge: Aktien von Siemens Energy und Schneider Electric brachen ein. Doch was steckt hinter der Entscheidung – und sind die Auswirkungen tatsächlich so drastisch?

KI-Boom mit Delle: Microsoft stellt Expansion in Frage

Noch vor wenigen Monaten klang es wie ein unumstößliches Wachstumsversprechen: Microsoft wollte im laufenden Geschäftsjahr mehr als 80 Milliarden US-Dollar für den Ausbau seiner KI-Infrastruktur ausgeben.

Doch laut „Bloomberg“ hat der Tech-Gigant bereits Mietverträge für mehrere hundert Megawatt Rechenzentrumskapazität gekündigt. Zudem sollen weniger sogenannte „Statement of Qualifications“ – Vorverträge für Rechenzentrumsflächen – in formale Mietverträge überführt werden. Die internationale Expansion wird verlangsamt, womöglich überdenkt Microsoft die Skalierbarkeit der KI-Rechenleistung.

Das setzt vor allem jene Unternehmen unter Druck, die vom massiven Stromhunger der KI-Industrie profitieren – darunter Siemens Energy und Schneider Electric.

Siemens Energy im freien Fall – Schneider Electric ebenfalls betroffen

Die Märkte reagierten prompt:

  • Siemens Energy stürzte im Tagestief um 12,7 % auf 50,60 Euro ab und unterschritt dabei die wichtige 50-Tage-Linie.
  • Schneider Electric verlor zeitweise über 7 % an Wert, konnte sich aber wieder leicht stabilisieren.

Diese Kursbewegungen zeigen, wie stark die Energiebranche vom KI-Boom abhängig geworden ist. Unternehmen wie Siemens Energy und Schneider Electric liefern wesentliche Infrastrukturen für Rechenzentren, von leistungsfähigen Stromnetzen bis hin zu Wärmemanagement-Systemen. Doch wenn ein Player wie Microsoft die Investitionen drosselt, wackelt das ganze Fundament.

Ein Branchenanalyst warnt: „Viele Investoren haben nicht einkalkuliert, dass der Ausbau von KI-Rechenzentren zyklischen Schwankungen unterliegt. Was heute nach einem Wachstumsmarkt aussieht, kann morgen schon Überkapazitäten erzeugen.“

Microsoft reduziert geplante Investitionen in KI-Rechenzentren und storniert Mietverträge im großen Stil. Die Folge: Zulieferer wie Siemens Energy und Schneider Electric stehen plötzlich vor unsicheren Wachstumsprognosen.

Warum bremst Microsoft seine KI-Ausgaben?

Es gibt mehrere plausible Gründe für Microsofts vorsichtige Kursanpassung:

  1. Überkapazitäten und Effizienzsteigerungen
    KI-Rechenzentren benötigen enorme Mengen an Strom und Wasser zur Kühlung. Es ist möglich, dass Microsoft bereits effizientere Lösungen gefunden hat, die weniger physischen Raum beanspruchen.
  2. Unsicherheit über die tatsächliche Nachfrage
    Der KI-Hype wurde bislang von spekulativen Erwartungen getragen. Doch nicht alle Unternehmen und Endkunden sind bereit, die hohen Kosten für KI-Dienste dauerhaft zu zahlen. Microsoft könnte vorsichtig kalkulieren, um keine milliardenschweren Überkapazitäten aufzubauen.
  3. Wirtschaftliche und geopolitische Faktoren
    Die Verlagerung der Investitionen zugunsten der USA könnte ein Zeichen für politische Risikobewertung sein. Auch in Europa könnten regulatorische Unsicherheiten und eine mögliche Abkühlung des KI-Markts dazu beitragen, dass Unternehmen größere Investitionen hinauszögern.
  4. Wahl in Deutschland: Politische Veränderungen beeinflussen Energiemärkte
    Zusätzlich gibt es Unsicherheiten auf dem deutschen Energiemarkt. Die Bundestagswahl hat die Grünen, die stark auf erneuerbare Energien setzen, geschwächt. Eine Regierung aus CDU/CSU und SPD könnte eine weniger ambitionierte Energiepolitik verfolgen – schlecht für Siemens Energy, das auf den Ausbau erneuerbarer Energien setzt.

Microsoft bleibt offiziell optimistisch – aber Zweifel bleiben

Ein Microsoft-Sprecher betonte gegenüber Bloomberg: „Unsere Investitionspläne bleiben im Zeitplan, und wir werden unsere Infrastruktur global weiter ausbauen.“ Die offiziellen Zahlen klingen beruhigend – doch die Marktsignale sprechen eine andere Sprache. Die Frage bleibt: Hat sich der Markt für KI-Rechenzentren überschätzt?

Nvidia, der bisherige Profiteur der KI-Welle, konnte sich trotz der Nachrichten stabilisieren und legte im vorbörslichen Handel leicht zu. Das zeigt: Während einige Investoren nervös werden, setzen andere weiterhin auf langfristiges Wachstum.