Es war ein Signal, das die Investoren aufhorchen ließ: Microsoft, einer der weltweit größten Treiber der KI-Infrastruktur, soll laut einer Analyse der Investmentbank TD Cowen damit begonnen haben, geplante Rechenzentrumsinvestitionen zu reduzieren.
Insbesondere Leasingverträge für KI-Rechenzentren in den USA wurden zurückgefahren, und internationale Investitionspläne sollen zugunsten der USA angepasst werden.
Die unmittelbare Folge: Aktien von Siemens Energy und Schneider Electric brachen ein. Doch was steckt hinter der Entscheidung – und sind die Auswirkungen tatsächlich so drastisch?
KI-Boom mit Delle: Microsoft stellt Expansion in Frage
Noch vor wenigen Monaten klang es wie ein unumstößliches Wachstumsversprechen: Microsoft wollte im laufenden Geschäftsjahr mehr als 80 Milliarden US-Dollar für den Ausbau seiner KI-Infrastruktur ausgeben.
Doch laut „Bloomberg“ hat der Tech-Gigant bereits Mietverträge für mehrere hundert Megawatt Rechenzentrumskapazität gekündigt. Zudem sollen weniger sogenannte „Statement of Qualifications“ – Vorverträge für Rechenzentrumsflächen – in formale Mietverträge überführt werden. Die internationale Expansion wird verlangsamt, womöglich überdenkt Microsoft die Skalierbarkeit der KI-Rechenleistung.
Das setzt vor allem jene Unternehmen unter Druck, die vom massiven Stromhunger der KI-Industrie profitieren – darunter Siemens Energy und Schneider Electric.
Siemens Energy im freien Fall – Schneider Electric ebenfalls betroffen
Die Märkte reagierten prompt:
- Siemens Energy stürzte im Tagestief um 12,7 % auf 50,60 Euro ab und unterschritt dabei die wichtige 50-Tage-Linie.
- Schneider Electric verlor zeitweise über 7 % an Wert, konnte sich aber wieder leicht stabilisieren.
Diese Kursbewegungen zeigen, wie stark die Energiebranche vom KI-Boom abhängig geworden ist. Unternehmen wie Siemens Energy und Schneider Electric liefern wesentliche Infrastrukturen für Rechenzentren, von leistungsfähigen Stromnetzen bis hin zu Wärmemanagement-Systemen. Doch wenn ein Player wie Microsoft die Investitionen drosselt, wackelt das ganze Fundament.
Ein Branchenanalyst warnt: „Viele Investoren haben nicht einkalkuliert, dass der Ausbau von KI-Rechenzentren zyklischen Schwankungen unterliegt. Was heute nach einem Wachstumsmarkt aussieht, kann morgen schon Überkapazitäten erzeugen.“
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Warum bremst Microsoft seine KI-Ausgaben?
Es gibt mehrere plausible Gründe für Microsofts vorsichtige Kursanpassung:
- Überkapazitäten und Effizienzsteigerungen
KI-Rechenzentren benötigen enorme Mengen an Strom und Wasser zur Kühlung. Es ist möglich, dass Microsoft bereits effizientere Lösungen gefunden hat, die weniger physischen Raum beanspruchen. - Unsicherheit über die tatsächliche Nachfrage
Der KI-Hype wurde bislang von spekulativen Erwartungen getragen. Doch nicht alle Unternehmen und Endkunden sind bereit, die hohen Kosten für KI-Dienste dauerhaft zu zahlen. Microsoft könnte vorsichtig kalkulieren, um keine milliardenschweren Überkapazitäten aufzubauen. - Wirtschaftliche und geopolitische Faktoren
Die Verlagerung der Investitionen zugunsten der USA könnte ein Zeichen für politische Risikobewertung sein. Auch in Europa könnten regulatorische Unsicherheiten und eine mögliche Abkühlung des KI-Markts dazu beitragen, dass Unternehmen größere Investitionen hinauszögern. - Wahl in Deutschland: Politische Veränderungen beeinflussen Energiemärkte
Zusätzlich gibt es Unsicherheiten auf dem deutschen Energiemarkt. Die Bundestagswahl hat die Grünen, die stark auf erneuerbare Energien setzen, geschwächt. Eine Regierung aus CDU/CSU und SPD könnte eine weniger ambitionierte Energiepolitik verfolgen – schlecht für Siemens Energy, das auf den Ausbau erneuerbarer Energien setzt.
Microsoft bleibt offiziell optimistisch – aber Zweifel bleiben
Ein Microsoft-Sprecher betonte gegenüber Bloomberg: „Unsere Investitionspläne bleiben im Zeitplan, und wir werden unsere Infrastruktur global weiter ausbauen.“ Die offiziellen Zahlen klingen beruhigend – doch die Marktsignale sprechen eine andere Sprache. Die Frage bleibt: Hat sich der Markt für KI-Rechenzentren überschätzt?
Nvidia, der bisherige Profiteur der KI-Welle, konnte sich trotz der Nachrichten stabilisieren und legte im vorbörslichen Handel leicht zu. Das zeigt: Während einige Investoren nervös werden, setzen andere weiterhin auf langfristiges Wachstum.