14. Februar, 2025

Unternehmen

Microsoft gibt Augmented Reality auf

Ein Milliardenauftrag wechselt den Besitzer: Anduril übernimmt Microsofts AR-Headset-Programm für die US-Armee. Die Entscheidung markiert das Ende von Microsofts ambitioniertem, aber problembehaftetem HoloLens-Projekt – und lenkt die Strategie des Konzerns klar in Richtung Cloud- und KI-Dienste.

Microsoft gibt Augmented Reality auf
Nach jahrelangen Problemen mit der HoloLens-Technologie übergibt Microsoft die Entwicklung der IVAS-Headsets an Anduril. Ein Milliardenauftrag wechselt den Besitzer, während Microsoft sich auf KI und Cloud konzentriert.

Warum Microsoft sich von HoloLens trennt

Die Augmented-Reality-Brille HoloLens galt einst als Schlüsseltechnologie für Microsofts Zukunftsvision. Seit der ersten Präsentation im Jahr 2015 versprach das Gerät bahnbrechende Anwendungen – von industriellen Lösungen bis hin zu militärischen Einsätzen.

Quelle: Eulerpool

Doch während Konkurrenten wie Apple und Meta ihre AR-Strategien weiterentwickelten, blieb Microsofts Konzept in der Praxis hinter den Erwartungen zurück.

Der größte Hoffnungsträger für HoloLens war der 22 Milliarden US-Dollar schwere Auftrag des US-Militärs für das sogenannte "Integrated Visual Augmentation System" (IVAS).

Quelle: Eulerpool

Das System sollte Soldaten durch Augmented- und Virtual-Reality-Funktionen verbesserte Wahrnehmungsfähigkeiten und eine effizientere Einsatzführung ermöglichen. Doch die ersten Tests verliefen enttäuschend: Berichten zufolge litten Soldaten unter Schwindel und Übelkeit, während technische Probleme die Effektivität der Geräte einschränkten.

Jetzt zieht Microsoft die Notbremse. Anduril Industries, ein auf Verteidigungstechnologie spezialisiertes Startup, übernimmt die Entwicklung und Produktion der IVAS-Headsets.

Anduril als neuer Hoffnungsträger für die US-Armee

Anduril Industries ist bekannt für seine Innovationskraft im Verteidigungssektor. Das Unternehmen hat sich mit autonomen Drohnensystemen und KI-gesteuerten Überwachungsplattformen einen Namen gemacht.

Mit der Übernahme des IVAS-Programms wird Anduril nun auch zum zentralen Akteur in der militärischen Augmented-Reality-Entwicklung.

Der Deal beinhaltet nicht nur die Fertigung neuer AR-Headsets, sondern auch die Weiterentwicklung der Hardware und Software. Microsoft bleibt zwar als Cloud-Dienstleister beteiligt – die eigentliche technologische Innovation liegt jedoch nun in den Händen von Anduril.

Microsofts Neuausrichtung: Fokus auf KI und Cloud

Die Entscheidung, HoloLens endgültig aufzugeben, passt in das größere Bild von Microsofts strategischer Ausrichtung. Der Konzern setzt zunehmend auf seine Stärken in der Cloud- und Künstlichen-Intelligenz-Sparte.

Bereits in den vergangenen Jahren hat Microsoft mit seiner Azure-Cloud-Plattform enorme Gewinne erzielt und mit OpenAI eine enge Partnerschaft zur Weiterentwicklung generativer KI-Modelle aufgebaut.

Die Umsätze aus dem Cloud-Geschäft übertreffen längst die Hardware-Sparte des Unternehmens, weshalb der Rückzug aus dem AR-Bereich nur folgerichtig erscheint.

Mit der Übergabe der IVAS-Entwicklung an Anduril zieht sich Microsoft endgültig aus der Augmented-Reality-Hardware zurück. Die ambitionierten Pläne von 2015 sind damit Geschichte.

Auch die aktuellen Aussagen von Microsoft-Managern bestätigen diesen Wandel: Das Unternehmen werde sich künftig darauf konzentrieren, „eine robuste Cloud- und KI-Infrastruktur bereitzustellen, die für militärische und industrielle Anwendungen entscheidend ist“.

Was bedeutet der HoloLens-Ausstieg für die AR-Branche?

Microsofts Rückzug aus dem AR-Hardware-Geschäft zeigt, dass der Markt für Augmented Reality noch immer mit großen Herausforderungen kämpft. Während Unternehmen wie Meta mit der Quest-Produktlinie oder Apple mit der Vision Pro weiter auf immersive Technologien setzen, hat sich Microsofts AR-Strategie letztlich als Fehlschlag erwiesen.

Allerdings bedeutet das nicht das Ende von Microsofts Ambitionen in diesem Bereich. Mit seiner Cloud- und KI-Expertise bleibt das Unternehmen ein wichtiger Partner für AR- und VR-Entwicklungen, auch wenn es sich aus der Hardware-Produktion zurückzieht.

Für die Aktionäre ist der Strategiewechsel ein Signal für eine noch klarere Fokussierung auf hochprofitable Geschäftsfelder. An der Börse zeigt sich bislang jedoch wenig Bewegung: Die Microsoft-Aktie gab nach der Ankündigung nur leicht nach und bleibt weiterhin eine der wertstabilsten Tech-Aktien.