„Fakt ist: Wir sind im Januar und im Februar deutlich hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben – das zeigt sich auch in Deinen persönlichen Kennzahlen.“
So beginnt eine E-Mail, die für Aufruhr unter den Mitarbeitern von Porsches IT-Beratung MHP sorgt. Absender: Chief Operating Officer Markus Wambach. Empfänger: gezielt ausgewählte Führungskräfte mit geringer Auslastung.
Der Ton der Nachricht macht klar: Die Lage ist ernst. Nach einem Gewinneinbruch bei Mutterkonzern Porsche gerät nun auch die IT-Tochter unter Druck. Der Vorstand fordert Antworten – und zwar schnell.
Druck auf Führungskräfte steigt
Die Mail mit dem Betreff „Call to Action“ ist eine unverblümte Handlungsaufforderung. Adressiert an Senior Manager und Associated Partner, verlangt sie eine klare Stellungnahme: Warum sind die persönlichen Kennzahlen schlecht? Welche Maßnahmen werden ergriffen?
Wambach fordert von seinen Führungskräften eine „klare Analyse der Ursachen“ sowie einen „konkreten Plan, wie Du Deine Ergebnisse steigern wirst“. Die Antwort wird erwartet – und zwar schnell. „Jeder einzelne Tag zählt“, heißt es in der Mail.

MHP und die Krise im VW-Konzern
Die Hintergründe der Aktion sind klar: Porsche und VW stecken tief in der Krise. Porsche verzeichnete 2023 einen Gewinneinbruch von 30 Prozent, VW kämpft mit Sparprogrammen und Stellenabbau. MHP, als IT- und Beratungstochter eng mit der Automobilbranche verzahnt, bekommt das unmittelbar zu spüren.
„MHP leidet doppelt“, erklärt Marktexperte Jörg Hossenfelder. Zum einen unter der schwachen Industriekonjunktur, zum anderen unter der bisherigen Abhängigkeit von VW-Projekten. Neue Kunden außerhalb der Automobilbranche fehlen – und das macht sich jetzt bemerkbar.
Vertrauen beschädigt – Mitarbeiter verunsichert
Innerhalb von MHP sorgt die E-Mail für Frust und Verunsicherung. Die Kommunikation sei „ein Schock“, heißt es aus Unternehmenskreisen. „Noch mehr Druck von oben, obwohl jeder weiß, dass die Zahlen schlecht sind.“ Die gezielte Auswahl der Empfänger und der Ton der Mail hätten das Vertrauen beschädigt.
Besonders brisant: MHP galt bislang als „Gegenmodell zur Berater-Hustle-Kultur“. Nun fühlt sich das Unternehmen plötzlich an große, leistungsgetriebene Consulting-Firmen erinnert.
Droht ein (Teil-)Verkauf?
Spekulationen über die Zukunft von MHP gibt es schon länger. Porsche soll offen für einen strategischen Investor sein – ein Teilverkauf steht im Raum. MHP-CEO Federico Magno bestätigte entsprechende Gerüchte indirekt in einer internen Nachricht.
Währenddessen müssen die Führungskräfte reagieren: Bis Freitag hatten sie Zeit, auf die Mail zu antworten – mit einem Plan, wie sie ihre Ergebnisse verbessern. Der Druck auf MHP wächst – und mit ihm der Unmut der Belegschaft.
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