19. September, 2024

Wirtschaft

Meyer Burger: Radikaler Umbau, um gegen harte Konkurrenz zu bestehen

Meyer Burger: Radikaler Umbau, um gegen harte Konkurrenz zu bestehen

Einer der größten Solarzellenhersteller Europas, Meyer Burger, kündigt drastische Maßnahmen an, um sich gegen die starke chinesische Konkurrenz zu behaupten. Das Schweizer Unternehmen plant, fast ein Fünftel seiner Belegschaft abzubauen und das Management umzustrukturieren, um wieder profitabel zu werden.

CEO Gunter Erfurt tritt zurück und wird durch den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Franz Richter ersetzt. Auch Finanzvorstand Markus Nikles wird das Unternehmen verlassen. Bis Ende 2025 sollen rund 200 der weltweit 1.050 Arbeitsplätze wegfallen.

Im März meldete Meyer Burger für das Kalenderjahr 2023 einen Verlust von 292 Millionen Schweizer Franken und machte „massive Preissenkungen im europäischen Solarmarkt“ für das Verfehlen der Umsatzziele verantwortlich. Aufgrund der Herausforderungen bei der Umsetzung der Umstrukturierungsmaßnahmen wurden die Halbjahresergebnisse bis Ende des Monats verschoben.

Die Solarbranche erlebte in den letzten Jahren ein starkes Wachstum, mit weltweit installierten Rekordkapazitäten von 346 Gigawatt im Jahr 2023. Doch ein Überangebot an Produktionskapazitäten, vor allem bedingt durch China, hat die Preise für Solarpanels unter Druck gesetzt und viele Hersteller in die Verlustzone gedrängt.

Zwischen Juli 2022 und Juli 2023 fielen die Panelpreise um mehr als 60 Prozent, was Meyer Burger und andere dazu veranlasste, stärkere protektionistische Handelsmaßnahmen in Europa zu fordern. In einem ausführlichen Statement auf Social Media kritisierte der scheidende CEO Erfurt die europäischen Politiker für ihre Zurückhaltung gegenüber China und erklärte, dass die europäische Solarindustrie geopfert worden sei.

Meyer Burger betont, dass die oberste Priorität nun darauf liege, so schnell wie möglich in die Gewinnzone zurückzukehren. Eine mögliche Maßnahme sei der Verkauf von Technologie und Ausrüstung, um zusätzliche Einnahmen zu generieren.

Der Aktienkurs des Unternehmens fiel im Vormittagshandel in Zürich um 6,3 Prozent auf 1,80 Schweizer Franken, was einer Marktkapitalisierung von 57 Millionen Schweizer Franken entspricht. Im Vergleich zum Höchststand von 108 Franken im September des Vorjahres ist dies ein Rückgang von 98 Prozent.

Trotz der Subventionen aus Präsident Joe Bidens Inflation Reduction Act hat Meyer Burger auch in den USA Probleme. Eine geplante 2GW-Solarzellenfabrik in Colorado wurde aufgrund finanzieller Unwirtschaftlichkeit aufgegeben, ebenso wie der Ausbau der Kapazitäten in einer neuen Panel-Montageanlage in Goodyear, Arizona.

In Europa erfolgt der Abbau der 200 Stellen überproportional, wobei konkrete Zahlen dazu nicht genannt wurden. Der neue CEO Richter soll mit seiner umfassenden Erfahrung in der Restrukturierung von Industrieunternehmen den dringend benötigten Wandel vorantreiben.