Ein Schock für die Solarmarkt-Landschaft
Die Meldung schlug ein wie ein Blitz: Meyer Burger, einst ein Hoffnungsträger der europäischen Solarindustrie, verliert mit Desri seinen größten Kunden. Der Rahmenvertrag wurde mit sofortiger Wirkung aufgekündigt, was das Unternehmen in eine existenzielle Krise stürzt.
Die Auswirkungen waren an der Börse sofort spürbar: Die Aktie des Schweizer Solarherstellers brach um 62 % ein und fiel auf nur noch 45 Rappen. Vor einem Jahr lag der Kurs noch bei fast 78 Franken – eine nahezu komplette Entwertung.
Das Unternehmen selbst warnt vor dem Schlimmsten: Sollten die aktuellen Restrukturierungsbemühungen scheitern, sei die Fortführung des Geschäftsbetriebs nicht mehr gesichert.
Ein unabhängiger Berater wurde eingeschaltet, um ein Sanierungsgutachten zu erstellen. Doch die Aussichten bleiben düster.
Dramatische Zahlen: Umsatz halbiert, Liquidität schrumpft
Die wirtschaftliche Lage bei Meyer Burger ist prekär. Der Umsatz fiel im ersten Halbjahr 2024 um mehr als die Hälfte auf 48,7 Millionen Franken.
Die verfügbaren Barmittel beliefen sich Ende September gerade noch auf 80 Millionen Franken – ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der Herausforderungen, vor denen das Unternehmen steht.
Besonders schwer wiegt der Stopp einer geplanten Solarzellenproduktion in Colorado Springs. Der Grund: Es fehlt schlicht das Geld. Während die globalen Märkte wachsen, steckt Meyer Burger in einem Teufelskreis aus sinkenden Umsätzen, gestiegenen Kosten und einem dramatischen Verlust an Marktanteilen.
Restrukturierung unter schwierigsten Bedingungen
Die Restrukturierungspläne sind ambitioniert, aber mit hohen Risiken behaftet. Meyer Burger plant, die weltweite Belegschaft bis 2025 von derzeit rund 1050 auf 850 Mitarbeiter zu reduzieren. Besonders betroffen ist Europa, wo die Belegschaft massiv abgebaut werden soll.
Im Gegenzug ist ein Ausbau in den USA geplant – ein Schritt, der Meyer Burger angesichts der globalen Konkurrenz mehr Stabilität verschaffen könnte.
In Deutschland will sich das Unternehmen jedoch weiterhin auf seine Standorte in Thalheim und Hohenstein-Ernstthal konzentrieren. Diese sollen als zentrale Knotenpunkte für Technologieentwicklung und Produktion dienen. Doch ob diese Standorte langfristig Bestand haben, bleibt angesichts der Unsicherheiten fraglich.
Die Billigkonkurrenz aus China und interne Versäumnisse
Ein zentraler Faktor für die Krise bei Meyer Burger ist der enorme Preisdruck durch Billigkonkurrenz aus China. Chinesische Anbieter dominieren den Markt mit günstigeren Modulen und Kapazitäten, die die europäischen Produktionsmöglichkeiten weit übersteigen.
Dies hat Meyer Burger in eine schwierige Lage gebracht: Trotz technologischer Fortschritte kann das Unternehmen preislich nicht mithalten.
Zusätzlich erschwert die Überkapazität im europäischen Solarmarkt die Situation. Während die Nachfrage nach Solarenergie wächst, haben viele Anbieter ihre Kapazitäten zu schnell erweitert, was zu sinkenden Preisen führt. Meyer Burger bleibt dadurch kaum Spielraum, um profitabel zu wirtschaften.
Ein Hoffnungsschimmer oder das Ende einer Ära?
Meyer Burger will sich bis 2026 wieder auf stabilen und profitablen Betrieb ausrichten – doch der Weg dorthin ist steinig. Die Restrukturierungsmaßnahmen und der Verlust des Großkunden Desri stellen erhebliche Hürden dar. Anleger, Mitarbeiter und Marktbeobachter blicken mit Sorge auf die nächsten Schritte des Unternehmens.