05. Januar, 2025

Culture

Metropolitan Opera: Neuer Glanz für Aida

Metropolitan Opera: Neuer Glanz für Aida

Mit seiner neuen Inszenierung von Verdis Klassiker "Aida" hat Regisseur Michael Mayer die ehrwürdige Metropolitan Opera in New York in neues Licht getaucht. Die frische Umsetzung ersetzt die statische Produktion aus dem Jahr 1988 von Sonja Frisell durch eine raffinierte und lebendige Perspektive, die das Publikum aus seiner Komfortzone holt. Anstelle eines simplen historischen Stücks erschafft Mayer ein lebendiges Kunstwerk, das sowohl die zeitlose Tragik der Oper als auch die Kolonialgeschichte, durch die dieses Erbe in den Westen gelangte, thematisiert.

Ein innovatives Element der Aufführung ist die Eröffnung mit einem Archäologen aus dem frühen 20. Jahrhundert, der die Schätze von Aida entdeckt und damit die Geschichte zum Leben erweckt. Die Kostüme vereinen antike mit Art-Deco-Stilen, was die Inszenierung visuell ansprechend macht. Choreograf Oleg Glushkov, in seinem ersten Engagement an der Met, verleiht dem Werk mit eleganten und scharfsinnigen Bewegungen zusätzliche Tiefe. Ein besonders bemerkenswerter Moment ist die Umgestaltung des Triumphmarsches: Statt der üblichen Prozessionen wird eine Parade von Archäologen inszeniert, die antike Schätze plündern.

Musikalisch überzeugt die erstklassige Besetzung. Angel Blue glänzt in der Titelrolle, während Piotr Beczała als Radamès und Judit Kutasi als Amneris brillieren. Ergänzt werden sie von Morris Robinson als König und Quinn Kelsey in der Rolle von Amonasro. Yannick Nézet-Séguin, der Musikdirektor, leitet die Aufführung mit gewohnter Präzision.

Am Premierenabend beeindruckten alle Sänger mit ausdrucksstarker Performanz, auch wenn Beczała infolge einer Erkältung mit einigen Herausforderungen zu kämpfen hatte. Während sein niedriger Tonumfang solide blieb, zeigte seine Stimme Schwächen in höheren Lagen. Dennoch konnte er gegen Ende überzeugend Energie und Charakter transportieren.

Blue und Kutasi überzeugten als kraftvolles Gegenspielerinnenpaar. Blue brillierte mit sanftem, aber ausdrucksstarkem Gesang, insbesondere in der Arie "Ritorna vincitor!", die die innere Zerrissenheit der Figur auf eindrucksvolle Weise darstellte. Kutasies stimmliche Fülle und Emotionstiefe, insbesondere in der abschließenden Szene, rissen das Publikum förmlich mit.