Der Politikwechsel im Silicon Valley
Meta, einst Synonym für technologischen Fortschritt und freie Meinungsäußerung, verfolgt jetzt einen pragmatischeren Kurs. Mit Joel Kaplan, einem ausgewiesenen Republikaner, an der Spitze der politischen Abteilung, sucht der Facebook-Mutterkonzern offenbar den Schulterschluss mit der neuen Regierung.
Kaplan bringt reichlich politische Erfahrung mit: Er diente von 2006 bis 2009 im Weißen Haus unter George W. Bush und war zuletzt Vizepräsident für globale Politik bei Meta. Sein Vorgänger, Nick Clegg, ein früherer britischer Vize-Premier, hatte das Unternehmen jüngst verlassen.
Das schwierige Verhältnis zu Trump
Die Entscheidung für Kaplan kommt nicht aus heiterem Himmel. In den vergangenen Jahren stand Meta unter massivem Druck seitens konservativer Politiker, die behaupteten, die Plattform würde systematisch republikanische Stimmen unterdrücken.
Besonders die zweijährige Sperre von Donald Trump nach dem Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 hatte das Verhältnis zwischen Meta und den Republikanern belastet. Trump selbst bezeichnete Facebook wiederholt als „Feind des Volkes“ und wetterte gegen Firmengründer Mark Zuckerberg, den er sogar in seinen Wahlkampfreden mit Haftandrohungen belegte.
Doch Meta hat offenbar erkannt, dass Konfrontation langfristig keine erfolgreiche Strategie ist. Der symbolträchtige Besuch Zuckerbergs bei Trump in Florida nach den Präsidentschaftswahlen im November und eine großzügige Spende von einer Million Dollar für Trumps Amtseinführungszeremonie am 20. Januar markieren eine deutliche Kurskorrektur.
Strategisches Kalkül oder riskante Annäherung?
Die Nähe zur neuen Regierung dürfte Metas politischen Einfluss in Washington stärken, doch sie bringt auch Gefahren mit sich. Analysten warnen, dass das Unternehmen damit seine Neutralität aufs Spiel setzt.
„Meta läuft Gefahr, sich von einer derart engen politischen Anbindung langfristig abhängig zu machen“, kommentiert ein Politikexperte aus Silicon Valley.
Gleichzeitig könnten Nutzer skeptisch reagieren. Metas Image als vermeintlich unparteiische Plattform ist bereits angekratzt, und die jüngsten Entwicklungen werfen Fragen auf, wie weit der Konzern bereit ist zu gehen, um regulatorische Erleichterungen und politische Unterstützung zu sichern.
Die Reaktion der Märkte
An der Börse reagierten Anleger vorerst positiv auf die Personalentscheidung. Die Meta-Aktie legte im vorbörslichen Handel um 0,31 Prozent auf 601,12 US-Dollar zu. Investoren sehen in der neuen Strategie offenbar eine Möglichkeit, potenzielle Konflikte mit der US-Regierung zu entschärfen und drohende Regulierungen abzuwenden.
Das könnte Sie auch interessieren: