03. Dezember, 2024

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Merkels Rückblick: Ukraine, Nato und Putins Reaktionen

In ihren Memoiren reflektiert Angela Merkel über ihre umstrittenen Entscheidungen zur Ukraine, Begegnungen mit Donald Trump und ihre Einschätzungen geopolitischer Herausforderungen.

Merkels Rückblick: Ukraine, Nato und Putins Reaktionen
Merkel blickt in ihrem Buch auf politische Herausforderungen und persönliche Momente zurück – mit differenzierten Einsichten.

Der Nato-Gipfel 2008

Angela Merkel bleibt ihrer Linie treu: Auch in ihrem neuen Buch „Freiheit“ verteidigt sie den Kompromiss, den sie 2008 auf dem Nato-Gipfel in Bukarest angestoßen hatte. Damals stand die Entscheidung über einen Beitrittskandidaten-Status für die Ukraine und Georgien im Raum.

Merkel blockierte eine direkte Zusage mit der Begründung, dass eine solche Entscheidung Russland zu militärischen Reaktionen provozieren könnte. „Ich hielt es für eine Illusion, dass ein Beitrittskandidaten-Status Putin abschrecken würde,“ schreibt die ehemalige Bundeskanzlerin.

Ihr Vorgehen brachte der Nato jedoch nicht nur Stabilität, sondern schuf auch Spannungen: Die Ukraine und Georgien wurden auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet, was ihre Hoffnungen auf Sicherheit unter dem Schutzschirm der Nato enttäuschte. Gleichzeitig deutete Russland die generelle Zusage einer zukünftigen Mitgliedschaft als Bedrohung.

„Es war für Putin eine Kampfansage“, so Merkel.

Putin, Trump und geopolitische Spannungen

Eine zentrale Figur in Merkels Buch ist Wladimir Putin. Ihre Beziehung zu ihm beschreibt sie als geprägt von Respekt, aber auch tiefer Skepsis. Besonders hebt Merkel hervor, wie stark Putins Perspektive von Machtdemonstrationen geprägt sei.

„Seine Reaktionen waren oft kalkuliert, selten impulsiv. Doch der Nato-Kompromiss wurde von ihm eindeutig als Provokation interpretiert.“

Auch Donald Trump nimmt in Merkels Rückblick einen prominenten Platz ein. Sie erinnert sich an einen Präsidenten, der stark von autokratischen Führungsstilen fasziniert war. Ihr Eindruck: „Für Trump war internationale Politik ein Nullsummenspiel. Kooperation war für ihn keine Option, sondern ein Zeichen von Schwäche.“

Merkels Erinnerungen an Schröders lauten Abgang: „Wäre er bei einem Mann genauso aufgetreten?“

Trotzdem habe sie stets versucht, ihn auf der Sachebene zu begegnen – ein Ansatz, der nicht immer von Erfolg gekrönt war.

Reformen und persönliche Rückblicke

Neben geopolitischen Themen teilt Merkel auch persönliche Einblicke, etwa ihre Begegnung mit Papst Franziskus. Auf ihre Frage, wie man mit fundamental unterschiedlichen Meinungen umgehe, habe der Papst eine pragmatische Antwort gegeben: „Biegen, biegen, biegen – aber achten, dass es nicht bricht.“

Dieser Ratschlag sei ihr während ihrer Kanzlerschaft oft durch den Kopf gegangen, so Merkel. Besonders nachdenklich blickt sie auf die „Elefantenrunde“ zurück, die 2005 den Beginn ihrer Kanzlerschaft markierte. Als ihr Vorgänger Gerhard Schröder nach seiner Niederlage lautstark seine Autorität geltend machte, bewahrte Merkel Ruhe. „Ich fragte mich, ob er einem männlichen Kollegen gegenüber genauso aufgetreten wäre“, schreibt sie mit leiser Kritik.

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