Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel bezieht in ihrem neuen Buch, das sie in Berlin vorgestellt hat, Stellung zur Schuldenbremse und fordert deren Reform im Sinne von Zukunftsinvestitionen. Sie betont, dass die Idee der Schuldenbremse richtig bleibt, fordert aber eine Anpassung, um auf gesellschaftliche Umwälzungen und Altersveränderungen zu reagieren. So könne Deutschland seine notwendigen Verteidigungsausgaben mit anderen politischen Erfordernissen in Einklang bringen. Merkel unterstreicht die Bedeutung von Forschung und Entwicklung, welche mindestens 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen sollten.
Ihre Memoiren mit dem Titel "Freiheit. Erinnerungen 1954 - 2021", geschrieben in Zusammenarbeit mit ihrer früheren Büroleiterin Beate Baumann, geben Einblicke in ihre Zeit als Kanzlerin. Der Abend im Deutschen Theater, moderiert von Anne Will, eröffnete einen Blick hinter die Kulissen der Macht ohne große Überraschungen oder signifikante Fehler einzugestehen.
Merkel nimmt in ihrem Werk Stellung zu Themen wie die AfD und Migrationspolitik. Sie warnt davor, durch taktische Überlegungen der AfD Raum zu geben und betont, dass die Bürger über Kalkül hinwegsehen können. Über das bekannte Zitat "Wir schaffen das" reflektiert sie und zeigt sich überrascht über dessen nachhaltige Wirkung. Auch argumentiert sie, dass Deutschland und Europa trotz Maßnahmen nicht unattraktiv für Migranten werden können und rät zu legalen Migrationsquoten.
In ihren Ausführungen zur Corona-Krise kritisiert Merkel das Missverständnis zwischen Wissenschaft und Politik und schildert ihre Verzweiflung über manche politische Entscheidungsprozesse. Ebenso stark äußert sie sich zur Verteidigungspolitik und erinnert daran, dass es die SPD war, die sich mit der Erhöhung der Verteidigungsausgaben schwergetan hat.
Weitere Themen umfassen ihre Russlandpolitik und die Komplexität ihres langjährigen Dialogs mit Präsident Wladimir Putin. Merkel hinterfragt retrospektiv die Ereignisse um die Ukraine-Krise und wirbt für diplomatische Initiativen, die neben der Abschreckung vorangetrieben werden sollten.