21. November, 2024

Politik

Merkels Memoiren: Ein Blick hinter die Kulissen der globalen Politik

Merkels Memoiren: Ein Blick hinter die Kulissen der globalen Politik

In ihren Memoiren gewährt die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel einen fesselnden Einblick in die Dynamiken der internationalen Politik. Während ihrer Amtszeit war es für Merkel eine heikle Aufgabe, den Wunsch der Ukraine nach einem schnellen Nato-Beitritt zu moderieren. Besorgt über mögliche russische Gegenreaktionen, stützte sich Merkel auf die historischen und geopolitischen Verbindungen der russischen Schwarzmeerflotte zur Krim und nahm Abstand von einem formellen Beitrittskandidaten-Status. So bewahrte sie zwar das fragile Gleichgewicht der Allianz, doch die Ambitionen der Ukraine blieben unerfüllt.

Merkel erinnert sich an jenen schicksalhaften Nato-Gipfel 2008 in Bukarest, auf dem die Perspektive eines schnellen Beitritts für Georgien und die Ukraine diskutiert wurde. Sie gesteht ein, dass sowohl die innenpolitische Unterstützung in der Ukraine für einen Nato-Beitritt fehlte als auch der Glaube, dass der Beitrittskandidaten-Status einen ausreichenden Schutzschirm gegen mögliche Aggressionen Russlands hätte bieten können. Am Ende wurde ein Kompromiss gefunden, der der Ukraine und Georgien die Hoffnung nahm, während Putin ein Signal der Entschlossenheit der Nato empfing.

Merkels Buch offenbart auch ihre persönliche Begegnung mit Donald Trump. Der damals frisch gewählte US-Präsident zeigte sich von autokratischen Gestalten wie Putin fasziniert, während Merkel bei gemeinsamen Diskussionen in Washington auf Fakten setzte. Trump jedoch bevorzugte emotionale Argumentationsstränge und wollte mit simplen Konkurrenzgedanken punkten. Die ehemalige Kanzlerin beschreibt den Immobilienmogul als fokussiert auf Konkurrenz und Skepsis gegenüber globaler Kooperation.

Auch Papst Franziskus leistete Merkel Rat in so unruhigen politischen Gewässern, als es um den Verbleib der USA im Pariser Klimaabkommen ging. Seine Ratschläge "Biegen, biegen, biegen, aber achten, dass es nicht bricht" begleiteten die Kanzlerin bei Verhandlungen mit schwierigen Partnern durch all die Jahre.

Abgerundet wird das Bild von Merkels Anekdoten über den Wahlabend 2005, als Gerhard Schröder seine schwindende Kanzlerschaft nicht eingestehen wollte und in einer medienwirksamen Szene auf Konfrontation ging. Dennoch bewahrte Merkel Ruhe und distanzierte sich emotional von dieser denkwürdigen Situation.