Der Dax-Konzern Merck KGaA zeigt sich inmitten der Herausforderungen des Nach-Corona-Marktes resilient. Dank der robusten Nachfrage nach Halbleitermaterialien für KI-Anwendungen und einer Wiederbelebung des Arzneimittelgeschäfts verzeichnete das Unternehmen im dritten Quartal eine erfreuliche Umsatzentwicklung. Die Laborsparte, die zuletzt aufgrund einer sinkenden Nachfrage gelitten hatte, erzielte erstmals seit Monaten wieder Wachstumszahlen. Trotz Einsparungen und reduzierter Forschungsausgaben blieben die Umsätze hinter den Erwartungen zurück, während die Gewinnaussichten dank Einsparungen besser ausfielen als gedacht. Die Vorstandsvorsitzende Belen Garijo sieht sich nach einer Anhebung der Jahreszielsetzungen im Sommer nun gezwungen, die Erwartungen an den Gesamtjahresumsatz einzuschränken. Der Umsatz dürfte 2024 in der unteren Hälfte der prognostizierten Bandbreite von 20,7 bis 22,1 Milliarden Euro liegen, nachdem der allgemeine Halbleitermarkt die Erwartungen nicht erfüllte, so Finanzchefin Helene von Röder. Die Aktie von Merck reagierte auf diese Nachrichten mit einem leichten Rückgang und verzeichnete einen Verlust von 1,4 Prozent am Dax-Ende. Händler und Analysten bewerteten das Quartal als "durchwachsen" und sahen wenig Überraschungen. Dennoch bleibt die Aktie seit Jahresbeginn leicht im Plus, nachdem sie seit ihrem Hoch im August um etwa 16 Prozent gefallen ist. Im dritten Quartal verbesserte sich der organische Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um fast vier Prozent, was durch negative Währungseffekte auf einen Anstieg von 1,8 Prozent auf rund 5,3 Milliarden Euro reduziert wurde. Das bereinigte operative Ergebnis legte um 12 Prozent auf über 1,6 Milliarden Euro zu. Der Nachsteuergewinn stieg um knappe zehn Prozent auf 812 Millionen Euro. Besonders erfreulich war die Entwicklung in der Laborsparte, deren organischer Umsatzanstieg im Berichtszeitraum auf Effizienzmaßnahmen zurückzuführen war. Nachdem hohe Lagerbestände während der Pandemie aufgebaut wurden, nähert sich die Nachfrage nun wieder dem Normalniveau. Auch das Geschäft mit Medikamenten, insbesondere gegen Multiple Sklerose und Krebs, entwickelte sich positiv, während Merck seine eigenen Forschungsausgaben aufgrund gescheiterter Studien einstellte und stattdessen auf den Erwerb externer Medikamentenlizenzen setzt. Im Bereich Electronics zeigt sich ein gemischtes Bild. Während die Nachfrage nach Materialien für moderne Halbleiter und KI stark ist, stagniert der Rest des Halbleitermarktes, mit einer Erholung erst für 2025 in Sicht. Volatilität im Projektgeschäft und schwache Nachfrage in der Kosmetikindustrie belasten zusätzlich. Merck plant den Verkauf seiner Farbpigmente an die chinesische Global New Material International und rechnet mit einem Abschluss dieser Transaktion im kommenden Jahr. Merck verfolgt das Ziel, trotz der anhaltenden Marktherausforderungen profitables Wachstum im Jahr 2023 zu erzielen und erwartet ein bereinigtes Ebitda im mittleren Bereich seiner Zielspanne.