In einer bemerkenswerten strategischen Entscheidung plant Mercedes, sämtliche eigenen Autohäuser und Werkstätten in Deutschland zu verkaufen. Diese Revolution im Vertrieb hat das Potenzial, die Automobilindustrie nachhaltig zu verändern und die Branche in eine neue Ära zu führen.
Ola Källenius setzt Kurs fort: Fokus auf den Autobau und Vertriebsorganisationsumbau
Der Vorstandschef von Mercedes, Ola Källenius, hat bereits in den vergangenen Jahren Randgeschäfte des Konzerns wie Mobilitätsdienste abgestoßen, um den Fokus auf das Kerngeschäft, den Autobau, zu legen.
Konkret sollen alle 20 deutschen Autohäuser und Werkstätten im Eigenbesitz verkauft werden, was 80 angeschlossene Betriebe und rund 8000 Mitarbeiter betrifft.
Welche Mercedes-Niederlassungen stehen zum Verkauf?
Diese Verkaufsabsicht erstreckt sich auf bekannte Vertriebsstützpunkte wie in München, Berlin und Stuttgart-Untertürkheim. Branchenkenner schätzen, dass Mercedes durch den Verkauf im Schnitt zwischen 20 und 40 Millionen Euro pro Niederlassung erlösen könnte.
Die Pläne werden voraussichtlich vom Aufsichtsrat am Freitag genehmigt. Bis zum Sommer soll es Grundsatzeinigungen mit den Betriebsräten geben, und danach wird jede Niederlassung individuell geprüft und gegebenenfalls verkauft. Es wird berichtet, dass unabhängige Mercedes-Händler bereits Interesse am Erwerb einzelner Showrooms gezeigt haben.
Wie wird der Verkaufsprozess gestaltet?
Mercedes hat die Überlegungen offiziell bestätigt und erklärt:
„Nach sehr guten Erfahrungen in verschiedenen europäischen Märkten prüfen wir nun auch in Deutschland, wie wir unsere konzerneigenen Niederlassungen eigenständiger aufstellen können – dabei ist auch ein Verkauf an erfahrene und renommierte Händlergruppen nicht ausgeschlossen.“
Die Umsetzung dieses Prozesses wird voraussichtlich mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Mercedes schließt einen Verkauf an Finanzinvestoren aus und legt Wert darauf, dass potenzielle Käufer eine tiefgehende „Automobil Retail Expertise“ vorweisen und sich langfristig engagieren.
Eine Schließung von Standorten ist nicht geplant, und der Konzern betont seine soziale Verantwortung gegenüber den Beschäftigten.
Mercedes Weg in eine aufregende Zukunft
Obwohl es sich auf den ersten Blick um eine ungewöhnliche Entscheidung handelt, Mercedes profitable Autohäuser zu verkaufen, hat sie einen klaren Grund. Der stationäre Verkauf ist nicht gerade die Stärke der Marke Mercedes. Eigenständige Händlergruppen sind oft schneller, flexibler und effizienter, und sie können Vertriebsfunktionen besser bündeln.
In Asien und den USA arbeitet Mercedes bereits erfolgreich mit externen Partnern im Vertrieb zusammen, und auch in Europa betreibt der Konzern kaum noch eigene Niederlassungen.
Diese strategische Neuausrichtung ist Teil von Källenius Bestrebungen, Mercedes auf die Herstellung hochwertiger Fahrzeuge auszurichten, die hohe Margen erzielen können, insbesondere im Zeitalter der Elektromobilität.
Die Investitionen in andere Bereiche sollen daher reduziert werden, und der Verkauf der Niederlassungen ermöglicht es, Finanzmittel für die Entwicklung begehrter Fahrzeuge einzusetzen.
Die Umstellung auf den Direktvertrieb und der Verkauf der Niederlassungen könnten zudem die Konsolidierung unter den Mercedes-Händlern beschleunigen. Während die Anzahl der selbstständigen Autohäuser der Marke bereits rückläufig ist, könnte diese Entwicklung dazu führen, dass nicht alle von ihnen überleben werden. Zu den größten Mercedes-Händlern in Deutschland zählen Lueg, Stern Auto und Beresa.
Mercedes befindet sich also auf dem Weg, das eigene Geschäftsmodell im Vertrieb grundlegend zu verändern, um sich besser den Herausforderungen der modernen Automobilbranche stellen zu können. Dieser Schritt könnte die Art und Weise, wie Autos in Deutschland verkauft und vertrieben werden, nachhaltig verändern und die Automobilwelt in eine aufregende neue Ära führen.