Sparprogramm mit Nebenwirkungen
Es brodelt bei Mercedes-Benz. Vorstandschef Ola Källenius treibt seinen Sparkurs weiter voran, kürzt die Produktion um 100.000 Fahrzeuge jährlich, streicht Investitionen und setzt auf eine konsequente Luxusstrategie.
Doch innerhalb der Belegschaft wächst der Unmut. Besonders die geplanten Einschnitte bei Gewinnbeteiligungen, Tariferhöhungen und die Verlagerung von Projekten an externe Dienstleister sorgen für Widerstand.
„ErpressWerk 2.0“ – so betiteln Betriebsräte am Stammsitz Stuttgart-Untertürkheim die aktuellen Sparmaßnahmen. Die Gewerkschaft kündigt an, sich nicht kampflos geschlagen zu geben. Sollte das Management an seinen Plänen festhalten, drohen Proteste und Arbeitsniederlegungen.
Doppelbelastung durch Strategiefehler
Eine zentrale Kritik der Belegschaft: Die Annahme des Managements, dass mit sinkenden Verkaufszahlen von Verbrennern auch der Entwicklungsaufwand für Benzinmotoren abnimmt, sei schlicht falsch.
Tatsächlich sei der Forschungsaufwand für klassische und elektrische Antriebe gleich geblieben, was zu einer Überlastung in den Entwicklungsabteilungen geführt habe.
Besonders problematisch ist die Lage am „eCampus“, einem erst 2024 eröffneten Innovationszentrum für Batterietechnologie. Hier fehlen laut Gewerkschaft Fachkräfte, sodass die Kapazitäten nicht voll ausgeschöpft werden können.
Die Angst geht um, dass das Unternehmen durch die Einsparungen an Innovationskraft verliert und sich langfristig selbst schadet.
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Luxusstrategie unter Beschuss
Auch an der strategischen Ausrichtung des Konzerns gibt es Zweifel. Fondsmanager Moritz Kronenberger von Union Investment hält den starren Fokus auf das Premiumsegment für einen Fehler:
„Mercedes kann mit Luxusmodellen hohe Margen erzielen, aber nicht die nötigen Stückzahlen verkaufen.“
Der Konzern riskiere, sich mit der einseitigen Positionierung langfristig selbst zu schwächen.
Analysten fordern, dass Mercedes seine Produktion stärker mit volumenstarken Kompakt- und Mittelklassemodellen auslastet, statt nur auf teure Limousinen, SUVs und Sportwagen zu setzen. Der Wettbewerb im Luxussegment sei begrenzt, und die weltweite Nachfrage könne die ambitionierten Absatzpläne kaum tragen.
Zwei Hoffnungsschimmer für Mercedes
Trotz aller Kritik gibt es auch Lichtblicke:
- Technologischer Fortschritt: Mit dem neuen Betriebssystem MB.OS will Mercedes technologisch zur Konkurrenz aus Asien aufschließen. Das System, das erstmals im neuen CLA zum Einsatz kommt, soll die digitale Nutzererfahrung revolutionieren. Branchenexperten sprechen von einem „Quantensprung“, der die Wettbewerbsfähigkeit von Mercedes nachhaltig stärken könnte.
- Strategische Anpassungen: Das Unternehmen hat bereits begonnen, seine Elektrostrategie zu überdenken. Statt ausschließlich auf batteriebetriebene Modelle zu setzen, werden auch Verbrenner- und Hybridmodelle weiterentwickelt. Dieser Kurswechsel könnte dem Konzern helfen, Marktanteile zu sichern, während die Nachfrage nach reinen Elektroautos in vielen Märkten noch hinter den Erwartungen zurückbleibt.