Auf den ersten Blick sieht es nicht nach einem Erfolgsquartal aus: Mercedes-Benz verkauft im dritten Quartal weniger Autos als im Vorjahr, und die Elektroautos, die als Zukunft des Konzerns gelten, haben einen deutlichen Absatzrückgang verzeichnet. Dennoch stieg die Mercedes-Benz-Aktie um 0,42 Prozent auf 57,24 Euro. Ein Widerspruch? Nicht unbedingt.
Während die Verkaufszahlen weltweit nur geringfügig sanken – insgesamt 503.600 Fahrzeuge wurden verkauft, was einem Minus von 1 Prozent im Jahresvergleich entspricht – zeigen die Märkte unterschiedliche Entwicklungen.
Vor allem in China, dem wichtigsten Einzelmarkt des Unternehmens, sieht es düster aus: 13 Prozent weniger Fahrzeuge fanden dort im dritten Quartal ihren Käufer. Besonders schmerzhaft ist der Rückgang bei den teuren Luxuslimousinen, die in China traditionell stark nachgefragt werden.
China schwächelt, USA boomt
Doch während China mit Konsumschwäche zu kämpfen hat, überrascht der US-Markt positiv: Ein Plus von satten 33 Prozent sorgt für Lichtblicke in der Bilanz. 85.000 Fahrzeuge wurden in den USA verkauft – eine bemerkenswerte Entwicklung, die den Rückgang in anderen Regionen teilweise auffängt.
Robert Gentz, CEO von Mercedes-Benz, sieht das als Zeichen für die widerstandsfähige Nachfrage in den USA, gerade im Luxussegment.
„Die USA bleiben ein verlässlicher Markt für uns“, so Gentz.
Auch auf dem Heimatmarkt Deutschland sind die Absatzzahlen rückläufig: Mit einem Minus von 7 Prozent auf 50.000 verkaufte Fahrzeuge hat auch hier die Konsumzurückhaltung zugeschlagen. Der Sparkurs vieler Verbraucher zeigt sich in den schwächeren Verkäufen, insbesondere bei hochpreisigen Modellen.
Elektroautos im Rückwärtsgang
Besonders enttäuschend ist die Entwicklung im Bereich der Elektrofahrzeuge. Nur 42.500 rein batterieelektrische Fahrzeuge wurden weltweit verkauft – ein Rückgang von 7 Prozent gegenüber dem Vorquartal und ein drastisches Minus von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Der Markt für Elektroautos wird zunehmend von Preissenkungen und Incentivierungsmaßnahmen des Wettbewerbs geprägt, die Mercedes-Benz unter Druck setzen. Die Käufer greifen lieber zu günstigeren Alternativen, die der Konkurrenz derzeit besser gelingt.
Plug-in-Hybride hingegen erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit, besonders in den USA. Diese Fahrzeuge kombinieren Elektro- und Verbrennungsmotor und bieten damit Flexibilität, ohne auf die volle Elektromobilität setzen zu müssen. Hier konnte Mercedes-Benz punkten, während der vollelektrische Markt schwächelt.
Vans und Nutzfahrzeuge – ein gemischtes Bild
Auch im Van-Geschäft gibt es unterschiedliche Entwicklungen. Während der Absatz um 13 Prozent auf 91.100 Fahrzeuge zurückging, hielt sich das Geschäft mit gewerblichen Sprinter-Modellen stabil.
Mit einem leichten Plus von 3 Prozent auf 56.200 verkaufte Einheiten zeigt sich dieser Bereich als robuster. Gerade in der Nutzfahrzeugsparte bleibt der Bedarf nach verlässlichen Transportlösungen konstant hoch, was Mercedes-Benz zumindest in diesem Segment etwas Stabilität verschafft.
Warum die Aktie trotzdem steigt
Die Frage bleibt: Warum steigt die Aktie trotz dieser gemischten Ergebnisse? Der Markt scheint zu honorieren, dass Mercedes-Benz in wichtigen Märkten wie den USA nach wie vor stark ist und sich gegenüber der Konkurrenz behaupten kann.
Auch die Tatsache, dass die Schwächen im E-Auto-Bereich nicht sofort existenzbedrohlich sind, beruhigt die Anleger. Hinzu kommt die allgemeine Marktstimmung, die Mercedes-Benz zugutehält – das Vertrauen in die Marke und die Fähigkeit, sich auch in schwierigen Zeiten zu behaupten, ist weiterhin hoch.
Hinzu kommen die Kostensenkungsmaßnahmen, die der Konzern seit einigen Jahren vorantreibt, um seine Margen zu verbessern. Diese Effizienzgewinne helfen, auch in einem herausfordernden Marktumfeld konkurrenzfähig zu bleiben.
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