Der Startup-Verband hat die Bundesregierung dazu aufgerufen, ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Stärkung des Gründerstandorts Deutschland zu schnüren. Laut einem in Berlin vorgestellten Papier des Verbandes sei dies notwendig, um den Standort durch gesteigerte Innovationskraft und mehr öffentliche Aufträge zu fördern.
Mit den bestehenden Ressourcen von internationaler Spitzenforschung, hervorragend ausgebildeten Talenten, einer starken industriellen Basis und ausreichend privatem Kapital könnte Deutschland global erfolgreich sein. Dennoch betonte Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands, die Notwendigkeit, die Innovationskraft weiter auszubauen.
Ein zentrales Anliegen der "Innovationsagenda 2030" des Verbandes ist eine starke Finanzierungsoffensive für deutsche Start-ups. Im internationalen Vergleich hätten diese Start-ups Schwierigkeiten, Beachtliches Kapital von Investoren zu mobilisieren. Um die Finanzierungslücke von rund 30 Milliarden Euro jährlich zu schließen, müssten die Wagniskapital-Investitionen bis 2030 verdreifacht werden. Dies erfordere mehr privates Kapital, insbesondere von Großinvestoren wie Versicherungen, die jedoch strengen Anlagevorschriften unterliegen.
Ein weiteres Anliegen betrifft die öffentliche Auftragsvergabe. Der Verband fordert, dass bis zum Ende der Dekade fünf Prozent der öffentlichen Aufträge an Start-ups gehen sollten. Dies koste den Staat nichts und fördere zugleich die Digitalisierung und Innovation in der Start-up-Branche. Zudem sollte der Mittelstand stärker mit technologiebasierten Start-ups vernetzt werden.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Dekarbonisierung der Wirtschaft - Start-ups spielen dabei eine zentrale Rolle, da rund 30 Prozent der deutschen Start-ups laut Verband klimarelevante Innovationen verfolgen. Ein starker Kapitalmarkt sei essenziell, um Investoren den Gewinn versprechenden Ausstieg aus Start-ups zu ermöglichen und mehr Börsengänge in Deutschland sowie Europa zu fördern. Andernfalls drohe ein erheblicher Wertschöpfungsverlust, da viele erfolgreiche Start-ups wie Biontech in den USA an die Börse gingen.
Während die Zahl der Start-ups mit Milliardenbewertung seit 2018 auf 33 gestiegen ist – darunter N26, DeepL und Flix – haben steigende Zinsen einigen Unternehmen in jüngster Zeit zugesetzt. Dennoch verzeichnete die Beratungsgesellschaft EY im ersten Halbjahr einen Aufwärtstrend bei den Finanzierungen.