Ein überraschend hoher Preis für ein solides Geschäft
Es ist einer der größten Fintech-Deals des Jahres: Axel Springer verkauft seine Beteiligung an Finanzen.net, einschließlich des Neobrokers Finanzen.net Zero, des Robo-Advisors Oskar und des Software-Anbieters Traderfox, an den britischen Private-Equity-Anbieter Inflexion.
Brancheninsider hatten zwar mit einem Verkauf gerechnet, doch der nun genannte Preis von 400 Millionen Euro übersteigt alle Erwartungen.
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Zur Einordnung: Finanzen.net erzielte zuletzt einen Jahresüberschuss von 15 Millionen Euro bei einem Rohertrag von rund 30 Millionen Euro.
Die Prognosen für 2023 deuteten nur auf ein leichtes Wachstum hin. Mit einem Bewertungs-Multiple von 26 auf den Gewinn stellt der Kaufpreis eine deutliche Prämie dar – weit über den Durchschnitt vergleichbarer Deals.
Neobroker als Hoffnungsträger
Der hohe Preis macht deutlich, wo die Erwartungen des neuen Eigentümers liegen: im Neobroker-Geschäft. Finanzen.net Zero zählt Schätzungen zufolge über 100.000 Kunden – beeindruckend, aber weit hinter den Marktführern Trade Republic und Scalable Capital, die jeweils über eine Million Nutzer verzeichnen.
Inflexion plant, den Neobroker enger mit der Plattform Finanzen.net zu verzahnen und dadurch Synergieeffekte zu schaffen. Doch die Herausforderung bleibt, sich in einem hart umkämpften Markt gegen etablierte Wettbewerber durchzusetzen.
Strategisches Interesse und Private-Equity-Optimismus
Die Übernahme durch Inflexion zeigt, wie Private-Equity-Firmen auf strategische Investments setzen, um langfristige Wertsteigerungen zu erzielen. Trotz des hohen Kaufpreises könnte sich der Deal durch eine stärkere Monetarisierung der Plattform und das Wachstum des Neobrokers lohnen.
Das Timing könnte für Inflexion jedoch riskant sein. Der Fintech-Bereich steht unter Druck: Ein schwächeres Marktumfeld und gestiegene Kundenakquisitionskosten machen es schwierig, Neukunden zu gewinnen und bestehende Kunden langfristig zu binden.
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Axel Springers Rückzug und die Bedeutung des Deals
Für Axel Springer markiert der Verkauf einen strategischen Schwenk. Das Medienhaus hatte Finanzen.net 2015 übernommen und in den Folgejahren ausgebaut. Der Verkauf könnte auf eine Fokussierung des Konzerns auf andere Wachstumsfelder hindeuten. Dass die Gründer Peter Schille und Jens Ohr beteiligt bleiben, zeigt jedoch, dass langfristig mit Wachstum gerechnet wird.
Für den deutschen Fintech-Markt ist der Deal ein Signal: Trotz der Herausforderungen sehen Investoren weiterhin Potenzial. Die hohe Bewertung von Finanzen.net zeigt, dass der Markt optimistisch bleibt – oder zumindest, dass Private-Equity-Investoren bereit sind, Risiken einzugehen.