Die Leitung des Guardian sieht sich heftiger Kritik ausgesetzt, nachdem ihr Vorgehen zur Identifikation von streikenden Journalisten als 'unangemessen' bezeichnet wurde. Mitarbeiter wurden aufgefordert, ihre Teilnahme an den für nächsten Monat geplanten Arbeitsniederlegungen bekanntzugeben.
In einem internen Schreiben teilte Suzy Black, Personalchefin der Guardian Media Group, mit, dass Notfallpläne erstellt werden, um den Druckbetrieb aufrechtzuerhalten. Die Information über die Teilnahme der Journalisten soll dabei in diese Pläne einfließen.
Der Vorstoß stieß jedoch auf Widerstand seitens der National Union of Journalists (NUJ), die die Streiks als Reaktion auf den geplanten Verkauf des Observer an Tortoise Media organisiert. NUJ-Generalsekretärin Michelle Stanistreet riet den Mitgliedern, nicht auf die Anfrage des Unternehmens zu reagieren und empfahl, die Gespräche mit Tortoise Media zugunsten von Verhandlungen zur Lösung des Konflikts einzustellen.
Ein Insider berichtete, dass Kath Viner, Chefredakteurin des Guardian, versuche, Mitarbeiter individuell vom Streik abzuhalten, was als eine Form des 'industriellen Zwangs' empfunden wird. Der Guardian-Sprecher betonte dagegen, dass das Recht auf Streik respektiert werde und man dennoch der Ansicht sei, dass Streiks nicht der beste Weg seien. Man werde weiterhin den Dialog mit den Mitarbeitern suchen.
Zusätzlich erschütterte die Ankündigung eines prominenten Abgangs den Observer. Restaurantkritiker Jay Rayner, seit 25 Jahren bei der Zeitung, entschied sich zugunsten einer Position bei der Financial Times. Der Guardian würdigte Rayners Beiträge und wünschte ihm viel Erfolg in seiner neuen Rolle.
Der geplante zweitägige Streik ab dem 4. Dezember wird von der NUJ organisiert. In einer jüngsten Abstimmung sprachen sich fast 93 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für die Aktion aus. Sorgen um die Zukunft und die finanzielle Lage des potentiellen neuen Eigentümers Tortoise Media verstärken die Streikbewegung.