Vom Absturz zur Wiedergeburt
McLaren, einst ein strahlender Stern am Himmel der Supercar-Hersteller, war in den letzten Jahren durch schwere Turbulenzen gegangen. Noch 2018 erreichte die Autosparte mit 4.800 produzierten Fahrzeugen einen Rekord, doch die Pandemie und interne Probleme warfen das Unternehmen zurück.
Ein drastischer Produktionsrückgang, hohe Verluste und ein massiver Stellenabbau prägten die Zeit bis 2022.
Heute scheint die Wende geschafft. Unter der Leitung von Michael Leiters, ehemals Technikchef bei Ferrari, ist der Hersteller auf einem stabileren Kurs. Mit einem erwarteten Absatzsprung um ein Drittel und Umsätzen, die 2023 rund 50 Prozent über dem Vorjahr liegen, sendet McLaren ein klares Signal an die Branche.
„Wir haben uns auf Qualität statt Quantität fokussiert“, erklärt Leiters.
Luxus und Präzision: Der neue Fokus
McLaren positioniert sich klar als Nischenanbieter im Supercar-Markt. Mit handgefertigten Modellen, die ab 200.000 Pfund (ca. 240.000 Euro) starten, zielt das Unternehmen auf eine exklusive Kundenschicht.
Anders als in der Vergangenheit, als Rekorde bei der Produktionsmenge angestrebt wurden, steht jetzt die richtige Mischung aus Fahrzeugtypen und Märkten im Vordergrund.
Dabei profitiert McLaren von der engen Verbindung zwischen Automobilsparte und Rennteam. Viele Technologien stammen direkt aus der Formel 1, wo das Team aktuell zwei Fahrer unter den Top 5 der Weltmeisterschaft platziert hat.
„Wir sind der einzige Rennstall, der auch Autos baut“, sagt Leiters selbstbewusst.
Innovationen und Kundennähe
Seit Leiters Amtsantritt vor zwei Jahren wurden drei neue Modelle eingeführt: der hybride Artura, der 750S und das Hypercar W1. Insbesondere der W1 zeigt, wie stark McLaren auf Individualität setzt.
Von den 399 Fahrzeugen, die produziert werden, sind viele individuell angepasst – bis hin zu einem Farbton, der eigens aus dem Morgenlicht in den Schweizer Alpen extrahiert wurde.
Diese maßgeschneiderten Optionen sind nicht nur ein Marketing-Coup, sondern auch ein lukratives Geschäft. Bei Preisen von rund zwei Millionen Pfund (2,4 Millionen Euro) für einen W1 können Sonderausstattungen schnell Hunderttausende Pfund zusätzlich kosten.
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Kein Elektroauto, aber Pläne für die Zukunft
Während Konkurrenten wie Ferrari und Lamborghini auf vollelektrische Modelle setzen, hält McLaren an hybriden Antrieben fest. „Der Verbrennungsmotor wird in unserer Nische noch lange eine Rolle spielen“, ist Leiters überzeugt. Hybridmodelle sollen in den kommenden Jahren bis zu 90 Prozent der Produktion ausmachen.
Eine elektrische Zukunft schließt McLaren jedoch nicht aus.
„Die Batterietechnologie muss erst reifen“, betont Leiters.
Ein McLaren müsse leicht und leistungsfähig bleiben – Eigenschaften, die mit den aktuellen Batterien schwer zu vereinbaren seien.
Die nächste Herausforderung: ein SUV?
Während die Kernkompetenz auf Supercars bleibt, denkt McLaren laut über die Einführung eines SUVs nach. Premium-SUVs wie der Ferrari Purosangue haben bewiesen, dass sich auch in diesem Segment hohe Margen erzielen lassen. Doch bevor diese Pläne konkreter werden, soll die Restrukturierung abgeschlossen und das Unternehmen nachhaltig profitabel werden.