In einem spektakulären Schlag gegen mutmaßlichen Steuerbetrug haben italienische und europäische Behörden 43 Personen festgenommen und Vermögenswerte im Wert von 520 Millionen Euro beschlagnahmt, darunter auch luxuriöse Autos und Boote. Der Vorwurf: Ein von italienischen Mafia-Gruppen betriebenes Steuerbetrugssystem.
Unter der Leitung der Europäischen Staatsanwaltschaft wurde die Untersuchung durchgeführt und enthüllte ein vertracktes und ausgesprochen lukratives Umsatzsteuerbetrugssystem, auch als 'Karussellbetrug' bekannt. Im Mittelpunkt standen Rechnungen über 1,3 Milliarden Euro für Laptops, Ohrhörer und weitere Elektronikartikel.
Der angebliche Betrug beinhaltete die Gründung fiktiver Firmen in Italien sowie anderen EU- und Nicht-EU-Ländern. Diese sogenannten 'Geisterfirmen' kauften und verkauften Waren, verschwanden dann aber, ohne ihre steuerlichen Pflichten zu erfüllen, sodass sie gefälschte Ansprüche auf Erstattung von Umsatzsteuer erheben konnten.
Die eingefrorenen Vermögenswerte sollen den durch die ungerechtfertigten Erstattungen erlittenen Schaden kompensieren und umfassen 129 Bankkonten, fast 200 Immobilien und 44 Luxusfahrzeuge. Beteiligte des Systems waren Mitglieder der Camorra in Neapel und der Cosa Nostra in Sizilien, die das Netzwerk nutzten, um Gelder aus anderen kriminellen Aktivitäten zu waschen.
'Mafia-Methoden' wurden eingesetzt, um Konflikte innerhalb des kriminellen Syndikats zu schlichten, berichtete die Europäische Staatsanwaltschaft. Von den Festgenommenen sitzen 34 in Untersuchungshaft, während neun unter Hausarrest stehen. Neben den 43 Festgenommenen in Italien wurden sieben europäische Haftbefehle für Verdächtige in Bulgarien, Tschechien, den Niederlanden, Spanien und in Nicht-EU-Staaten ausgestellt.
Die Polizei führte in zehn EU-Ländern Durchsuchungen an rund 160 Orten durch, um weitere Beweise für das System zu sichern, das Berichten zufolge mindestens 195 Personen und etwa 400 Firmen involvierte. Laura Kövesi, die europäische Generalstaatsanwältin, lobte die Untersuchung als Meilenstein und drückte ihre Besorgnis über die wachsende Präsenz der organisierten Kriminalität in finanziellen Betrugsszenarien aus.
Italiens Premierministerin Giorgia Meloni begrüßte die Festnahmen und Vermögensbeschlagnahmen als Beweis für das entschlossene Engagement der Regierung im Kampf gegen Steuerhinterziehung. Diese Razzia folgt auf eine schon früher in diesem Jahr durchgeführte Aktion, die zur Beschlagnahmung von Vermögenswerten in Höhe von 600 Millionen Euro führte und im Zusammenhang mit mutmaßlichem Betrug mit dem EU-Wiederaufbaufonds nach der Pandemie steht.