Die Tochter des Volkswagen-Konzerns, Audi, verzeichnete im dritten Quartal einen dramatischen Gewinneinbruch. Der Betriebsgewinn des Ingolstädter Herstellers sackte um satte 91 Prozent ab und landete bei gerade einmal 106 Millionen Euro.
Finanzvorstand Jürgen Rittersberger erklärte den Rückgang mit einem intensiven Preiskampf in Europa und China sowie milliardenschweren Rückstellungen für das Werk in Brüssel, das geschlossen werden soll. Ein schwacher Trost für Audi, aber immerhin ein Rettungsanker: Die Luxusmarken Lamborghini und Bentley tragen derzeit entscheidend zur Stabilisierung bei.
Sportwagen als Rettungsanker in der Krise
Während Audi selbst erhebliche Absatzrückgänge verzeichnete, stachen die beiden Luxusmarken Lamborghini und Bentley hervor. Lamborghini trug mit 2,4 Milliarden Euro einen verhältnismäßig kleinen Anteil zum Gesamtumsatz von Audi bei, steuerte jedoch satte 700 Millionen Euro zum operativen Gewinn der Gruppe bei. Auch Bentley erwies sich mit einem Gewinn von rund 300 Millionen Euro als Stütze in der Bilanz.
Diese beiden Marken trugen so dazu bei, dass die Markengruppe insgesamt eine operative Rendite von 4,5 Prozent erzielte – ein Wert, der jedoch weit hinter dem Vorjahresniveau von über neun Prozent zurückbleibt.
„Wir befinden uns in einem extrem fordernden Umfeld, das unseren vollen Einsatz erfordert,“ sagte Rittersberger.
Der Rückgang bei den E-Auto-Verkäufen in China und ein anhaltender Modellwechsel belasten die Bilanz weiterhin.
Herausforderungen auf allen Ebenen
Audi steht vor weitreichenden Problemen: Die Verkäufe der Marke gingen in den ersten neun Monaten um elf Prozent zurück, insbesondere in den USA und China. Die Elektroauto-Zulassungen der Marke fielen in China um mehr als 20 Prozent – in einem Markt, der gleichzeitig einen Anstieg der Elektroauto-Nachfrage um über 20 Prozent verzeichnet.
Audi kommt hier auf einen Marktanteil von gerade einmal 0,4 Prozent. Auch die konventionellen Verbrennerfahrzeuge verbuchten weltweit rückläufige Absätze, was die Produktion in deutschen Werken empfindlich trifft. Im Stammwerk Ingolstadt etwa wurden 14 Prozent weniger Autos gebaut, in Neckarsulm sogar über 20 Prozent weniger.
Finanzvorstand Rittersberger bleibt realistisch und bestätigte die im Sommer bereits gesenkte Prognose: Die Umsatzmarge soll nun zwischen sechs und acht Prozent liegen, eher am unteren Ende des Spektrums.
„Wir werden weiterhin stark gefordert sein,“ ergänzte er.
Mitarbeiter profitieren dennoch von Jobgarantien
Trotz der ernüchternden Ergebnisse gibt es für die rund 54.000 Audi-Mitarbeiter in Deutschland beruhigende Nachrichten. Audi-Chef Gernot Döllner betonte, dass die Beschäftigungsgarantien bis 2029 bestehen bleiben.
Auch die Ausbildung nimmt weiterhin einen wichtigen Stellenwert ein, alle Auszubildenden werden übernommen.
„Externe Neueinstellungen gibt es nur noch gezielt und handverlesen,“ stellte Döllner klar.
Auf Dauer soll Audi schlanker werden – eine Ausrichtung, die Döllner zufolge Teil der langfristigen Strategie ist.
Strategiewechsel: Neuer Fokus auf Modelle und Technik
Während sich die Konkurrenz auf Wachstumsmärkte und Modellvielfalt fokussiert, versucht Audi mit einer gezielten Modelloffensive, Marktanteile zurückzugewinnen. Döllner kündigte an, dass in den kommenden Monaten neue Elektro- und Verbrennermodelle vorgestellt werden sollen.
Parallel dazu wird die technische Entwicklung innerhalb des Unternehmens überarbeitet, um zukunftsweisende Innovationen zu ermöglichen.
„Wir schaffen die Voraussetzungen dafür, dass Audi wieder Außergewöhnliches leisten kann,“ kommentierte Döllner die Neuausrichtung.
Audi steht vor einem schweren Jahr, das die VW-Tochter zu neuen strategischen Ansätzen zwingt. Der massive Gewinneinbruch im dritten Quartal zeigt, dass Audi sich rasch anpassen muss, um im Wettbewerbsumfeld mithalten zu können. Vor allem auf den Märkten USA und China wartet auf Audi noch ein weiter Weg.
Bis die neuen Modelle auf dem Markt sind und erste Erfolge verzeichnen, werden sich die Auswirkungen der Krise weiter in den Bilanzen niederschlagen.