Erneute Enthüllungen der Umweltschutzorganisation Greenpeace werfen ein alarmierendes Licht auf den Transport russischen Rohöls. Satte 192 betagte Tanker sind demnach weltweit im Einsatz, um Russlands Öl zu verschiffen. Besonders brisant: 171 dieser Schiffe haben in den letzten beiden Jahren die deutsche Ostsee und die heikle Schifffahrtsroute Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht durchquert.
Die Schiffe sind stark veraltet, zahlreiche weisen gravierende technische Mängel auf. Zudem werden kritische Sicherheitsmechanismen wie das automatische Identifizierungssystem regelmäßig abgeschaltet. Hinzu kommen riskante Manöver, bei denen Ladungen auf offener See an andere Tanker übergeben werden, so die Berichte von Greenpeace. Diese maroden Transportvehikel bilden die Speerspitze der sogenannten russischen Schattenflotte und stehen bislang auf keiner Sanktionsliste.
Eine Havarie in der Kadetrinne könnte verheerende Folgen für die deutsche Ostseeküste haben, warnt Greenpeace. Gravierend dabei: Die unzureichende Versicherung der Schiffe gegen die Folgen einer Ölpest. Nach Angaben des Meeresbiologen Thilo Maack von Greenpeace müsse die EU umgehend handeln und die betroffenen Tanker auf die Sanktionsliste setzen, um eine drohende Umweltkatastrophe abzuwenden.
Seit Beginn des Jahres 2021 sind die Fahrten russischer Rohöltanker in der Ostsee um 70 Prozent gestiegen, wie Greenpeace im September in einer Studie enthüllte. Im Jahr 2023 haben fast 1.000 Öltanker, beladen aus Russland, die Ostseeküste westwärts durchquert – das entspricht durchschnittlich zwei bis drei Schiffen pro Tag. Diese Schiffe steuern bevorzugt Richtung Indien und China, um westliche Preisschutzregeln zu umgehen.
Der Ostseerat, ein Zusammenschluss der acht Anrainerstaaten, hat infolge der Berichte entschiedenere Maßnahmen gegen die Schattenflotte gefordert, inklusive der Verschärfung von Sanktionen.