30. September, 2024

Märkte

Marktprognose: US- und China-Politiken befeuern globalen Aufschwung

Marktprognose: US- und China-Politiken befeuern globalen Aufschwung

Das Marktumfeld hat in der vergangenen Woche eine deutliche Aufhellung erfahren, getrieben durch überraschend starke wirtschaftspolitische Maßnahmen der beiden größten Volkswirtschaften der Welt, den USA und China. Ökonomen bleiben jedoch skeptisch.

In China hat eine umfangreiche Lockerung der Geld-, Fiskal- und Regulierungsmaßnahmen zur Ankurbelung des angeschlagenen Immobilienmarktes, zusammen mit Erwartungen tieferer Zinssenkungen durch die US-Notenbank (Fed) und ihre Pendants weltweit, die Aktienmärkte in Aufruhr versetzt. Am Montag setzte sich die positive Marktstimmung fort, nachdem drei der größten Städte Chinas die Einschränkungen beim Immobilienkauf gelockert hatten, was Aktienkurse und Eisenerzpreise in die Höhe trieb.

David Kruk, Leiter des Handels bei La Financiere de L'Echiquier, bezeichnete die Entwicklungen als „einen der Wendepunkte des Jahres“ und spürte eine kollektive Marktbewegung in Richtung Optimismus.

Chinesische Aktien verzeichneten eine bemerkenswerte neuntägige Rallye und schoben den CSI 300 Index um 27% gegenüber seinem Tiefstand Mitte September nach oben. Ein von Societe Generale verfolgter Index spiegelt ein mehr als einjähriges Hoch bei der Cross-Asset-Dynamik wider.

Im Anleihemarkt preisen Händler zunehmend eine zweite Zinssenkung der Fed um 50 Basispunkte im November sowie eine weitere Reduzierung durch die Europäische Zentralbank im Oktober ein. Noch vor wenigen Wochen waren diese Schritte nicht als Basisannahmen betrachtet worden.

Die Marktstimmung könnte jedoch durch plötzliche Nachfragerückgänge oder stagnierende Beschäftigungszahlen getrübt werden. Der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag wird als kurzfristiger Test gesehen. Zudem steht die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl in fünf Wochen als großes unbekanntes Risiko im Raum, ebenso wie die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten.

Rob Subbaraman, Leiter der globalen Marktanalyse bei Nomura Holdings, wies darauf hin, dass die Marktstimmung und die wirtschaftlichen Realitäten derzeit divergieren könnten. Während die Marktaussichten sich klar verbessert haben, bleibt die wirtschaftliche Lage unsicher.

In den USA zählen hierzu ein sich verschlechternder Arbeitsmarkt, ein Aufleben der Inflation sowie mögliche expansive Fiskalpolitiken, die die Spielräume der Fed begrenzen könnten. Ein Wahlsieg von Donald Trump und damit verbundene hohe Zölle auf chinesische und andere Importe könnten zudem eine Stagflation auslösen.

In China, so Robin Xing, Chefökonom von Morgan Stanley für China, werde trotz der jüngsten Stimuli ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und eine stabile Inflation eine langfristige Herausforderung bleiben. Auch der jüngste Einkaufsmanagerindex zeigt weiterhin eine Schrumpfung im Herstellungssektor.

Chang Shu von Bloomberg Economics sieht jedoch Chancen für ein schnelleres Wachstum infolge der monetären Lockerungen, die das Wachstum über vier Quartale um bis zu 1 bis 1,1 Prozentpunkte anheben könnten.

In den USA zeigt sich das wirtschaftliche Datenbild jedoch widerstandsfähig. Der US-Arbeitsmarktbericht für September wird eine gesunde, wenn auch moderatere Arbeitsmarktentwicklung zeigen. Gleichwohl könnte eine zu schnelle Zinssenkung die Wirtschaft wieder überhitzen.

Michael Wilson von Morgan Stanley warnt zudem, dass eine Verbesserung der Arbeitsmarktdaten und anderer Wachstumsindikatoren notwendig ist, um die derzeitigen Marktbedingungen bis Jahresende aufrechtzuerhalten.

Vor diesem Hintergrund könnte noch Aufwärtspotenzial für abgeschlagene chinesische Aktien bestehen, besonders wenn die dortigen politischen Entscheidungsträger weitere Stimulusmaßnahmen ergreifen.