20. November, 2024

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Marktgespür á la Buffett: Der stille Mahner aus Omaha

Marktgespür á la Buffett: Der stille Mahner aus Omaha

Warren Buffett hat es in seiner beeindruckenden Karriere stets klargemacht, dass die Meinungen der Wall Street für ihn von geringerer Bedeutung sind. So überrascht es nicht, dass Berkshire Hathaway als eines der wenigen Großunternehmen keine quartalsmäßigen Analystenkonferenzen abhält.

Dennoch könnte es ratsam für die Wall Street sein, genauer hinzusehen, was Buffett bewegt. Der legendäre Investor scheint derzeit ein Warnsignal an Wall Street und aufmerksame Beobachter zu senden, das aufhorchen lässt.

In seinem berühmten Brief von 1986 an die Aktionäre von Berkshire Hathaway verwies Buffett auf zwei "hoch ansteckende Krankheiten" – Angst und Gier. Diese verglich er mit Epidemien, deren Auftreten, Dauer und Intensität unvorhersehbar sind. Aus dieser Analogie entstand eines seiner bekanntesten Prinzipien: „Wir versuchen einfach, ängstlich zu sein, wenn andere gierig sind, und gierig zu sein, wenn andere ängstlich sind.“ Diese Maxime prägt Buffetts konträre Anlagestrategie maßgeblich.

Als Buffett diese Gedanken niederschrieb, befand sich der Aktienmarkt in einer Boomphase. Er erkannte dies und bemerkte, dass statt Furcht Euphorie an der Wall Street herrsche. Doch fügte er hinzu, dass Aktien den Erfolg von Unternehmen nicht dauerhaft überflügeln können. Seine Worte erwiesen sich als weise Voraussicht, denn nur wenige Monate später sank der S&P 500 um 33 %.

Buffett scheint nun erneut der Angst Raum zu geben.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Buffett behauptete damals nicht, er könne den Kursverlauf des Marktes vorhersehen. In seinem Aktionärsbrief betonte er sogar: „Wir wissen nicht – und haben nie gewusst –, ob der Markt kurz- oder mittelfristig steigen, fallen oder stagnieren wird.“

Was jedoch auffällt, ist Buffetts Verhalten: Er hat in den letzten acht Quartalen mehr Aktien verkauft als gekauft und Berkshires Barreserve auf über 325 Milliarden Dollar angehäuft – einen historischen Rekord für das Unternehmen. Zudem genehmigte er im dritten Quartal keine Aktienrückkäufe von Berkshire. Wenn Buffett keine Berkshire-Aktien kauft, ist das ein starker Hinweis darauf, dass er dem restlichen Markt mit Skepsis begegnet.