Mark Rutte ist neuer Generalsekretär der Nato. Nach einer Dekade im Amt übergab Jens Stoltenberg den Posten bei einer offiziellen Zeremonie in Brüssel an den ehemaligen niederländischen Ministerpräsidenten. Ruttes Ernennung war das Ergebnis der Beratungen der 32 Mitgliedsstaaten des transatlantischen Verteidigungsbündnisses im Frühsommer.
Für mindestens vier Jahre wird der 57-jährige Rutte nun versuchen, Kompromisse und Lösungen inmitten globaler Krisen zu finden. Als Generalsekretär der Nato übernimmt er nicht nur die Rolle des Vermittlers und Vorschläge-Machers, sondern tritt auch als Personalchef und oberster Verwaltungsleiter des Nato-Hauptquartiers in Erscheinung. Diese Aufgaben machen ihn zu einer Schlüsseifigur in der internationalen Sicherheitspolitik.
Die Nato ist das bedeutendste sicherheitspolitische Bündnis weltweit, das die Verteidigungsstrategien Europas und Nordamerikas koordiniert. Im Angriffsfall verpflichten sich die Mitgliedsstaaten zur gegenseitigen Unterstützung. Der Amtswechsel von Stoltenberg zu Rutte erfolgt in einer Zeit zahlreicher globaler Krisen. Der anhaltende Konflikt in der Ukraine stellt eine besondere Herausforderung dar. Stoltenberg setzte sich vehement für die Unterstützung der Ukraine ein, und auch Rutte betonte vor seinem Amtsantritt die Bedeutung dieser Hilfe.
Eine besondere Bewährungsprobe könnte für Rutte aus den USA kommen. Bei einem möglichen Wahlsieg des früheren US-Präsidenten Donald Trump gegen die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris könnte der Zusammenhalt der Nato ins Wanken geraten. Trumps frühere Aussagen hatten Zweifel an der unbedingten Unterstützung der USA für die Nato geweckt. Als erfahrener Diplomat und Trump-Kenner hat Rutte jedoch schon Erfahrungen im Umgang mit dem polarisierenden US-Politiker gesammelt.
Neben seiner Erfahrung als "Trump-Flüsterer" bringt Rutte auch eine lange Karriere in der internationalen Politik mit. Fast 14 Jahre leitete er die Regierung der Niederlande und hat sich dabei den Ruf eines problemlösenden Managers erarbeitet. Seine Biografin, die angesehene Kolumnistin Sheila Sitalsing, bezeichnet ihn als "Manager der Firma Niederlande". Stoltenberg wiederum blickt auf zehn Jahre erfolgreicher Führung der Nato zurück und wird nun voraussichtlich die Nachfolge von Christoph Heusgen als Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz antreten.