23. November, 2024

Entertainment

Maria Callas Biopic: Ein Porträt der Widersprüche und Einsamkeit

Maria Callas Biopic: Ein Porträt der Widersprüche und Einsamkeit

Maria Callas, die weltberühmte Sopranistin, gab einst zu, ihre eigenen Kostüme verbrannt zu haben. Als sie von einem schüchternen Interviewer nach dem Grund gefragt wird, verweigert sie zunächst die Antwort, um ihm später doch zu erzählen und ihn für seine mangelnde Hartnäckigkeit zu tadeln.

Auch die Macher des neuen Biopics "Maria", das auf dem Venice Film Festival Premiere feierte, hätten sich etwas mehr Nachdruck leisten können. Unter der Regie von Pablo Larraín und mit einem Drehbuch von Steven Knight, zeigt der Film hauptsächlich die unglamourösen, von Drogen geprägten letzten Tage Callas' in einer prächtigen, aber beengten Pariser Wohnung. Überraschend ist die zurückhaltende Darstellung, insbesondere angesichts Larraíns vorheriger Werke wie "Jackie", die die blutigen Geschehnisse nach der Ermordung von John F. Kennedy zeigen, und "Spencer", eine ikonoklastische Darstellung von Prinzessin Dianas Leben.

Die Wahl der Hauptdarstellerin ist entscheidend: Angelina Jolie bringt die Eleganz, Intelligenz und das Pathos von "La Callas" zum Ausdruck, bleibt jedoch emotional distanziert. Dennoch zieht es den Zuschauer in den Bann, die berühmteste Stimme der Oper von den berühmtesten Lippen Hollywoods synchronisiert zu sehen, auch wenn die Macher betonen, dass Jolies eigene Gesangsstimme ebenfalls im Film enthalten ist.

Jolies Maria Callas ist voller Witz und Widerspruch. Sie verlangt von ihrem Butler, ihr einen Tisch in einem Café zu buchen, wo sie bekannt ist und die Bedienung sie adelt. Doch als der Cafébesitzer eine Callas-LP auflegt, gibt sie an, dass sie ihre eigenen Aufnahmen nie hört, weil jeder Auftritt einzigartig und aus dem Moment heraus entstehen sollte. Kurz darauf sehen wir sie jedoch gespannt eine ihrer Live-Alben studieren.

In Rückblenden, die in Schwarz-Weiß und körnigem Farbfilm gehalten sind, werden überfüllte Opernhäuser gezeigt, die im Kontrast zur nun leeren Bühne stehen, auf der sie mit einem geduldigen Pianisten probt. Was von ihrer einst glanzvollen Karriere geblieben ist, sind nun Auftritte für ihre Haushälterin, die ihre Gesangseinlagen bei der Hausarbeit als „wunderbar“ bezeichnet, während die Schoßhündchen jaulen.

Teils wird die Schuld für Callas' Zustand dem abenteuerlichen Aristoteles Onassis zugeschrieben, der in Rückblenden von Haluk Bilginer als verführerischer Don Giovanni dargestellt wird. Doch das eigentliche Leid liegt tiefer, in ihrer schwierigen Kindheit im von Nazis besetzten Griechenland und einer herrischen Mutter, die die junge Maria erniedrigte und sie zur Perfektion antrieb. Callas selbst fasst es so zusammen: „Musik entsteht aus Elend und Leiden. Glück hat nie eine schöne Melodie hervorgebracht.“

Das Drehbuch ist gefüllt mit solchen Weisheiten, die irgendwann zu zahlreich werden und dem Film die Atmosphäre einer sorgfältig arrangierten Sammlung von Callas-Aphorismen verleihen. Zudem wird das Stilmittel des Interview zurückhaltender eingesetzt als in "Jackie" und Bradley Coopers vergleichbarem Film "Maestro". Insgesamt wird in diesem Bild des gefangenen Singvogels zu viel erzählt und zu wenig gezeigt.

Man könnte erwarten, dass ein Biopic über Callas opernhafte Grandeur ausstrahlt. Doch Larraín geht meist andere Wege, mit nur wenigen cineastischen Ausschmückungen, wie etwa der Szene, in der eine Menschenmenge unter dem Eiffelturm in den „Anvil Chorus“ aus Il trovatore ausbricht. Die besten Momente des Films sind jedoch intim: Maria, die bei einem Kartenspiel mit ihrem Personal ihre Schutzmauer fallen lässt.

Aber eine abschließende Montage zeigt, was wir vermisst haben: die echte Callas, die in einer kurzen Serie von Clips ein ganzes Spektrum emotionaler Ausdruckskraft zeigt. In wenigen Momenten vermittelt sie Wärme, Mädchenhaftigkeit, Traurigkeit, Verletzlichkeit, Verspieltheit, Freude. Vielleicht ist Jolie als Callas der falsche Ansatz. "Maria in Angelina: Die Oper" – das wäre wohl ein Spektakel gewesen.