Manmohan Singh: Architekt des modernen Indien und sein nachhaltiges Vermächtnis

Die Errungenschaften von Manmohan Singh, der im Alter von 92 Jahren verstorben ist, prägen das heutige wirtschaftlich dynamische Indien maßgeblich. Singh, der von 1991 bis 1996 als Finanzminister tätig war, leitete eine Ära bedeutender Reformen ein, die Indiens Wirtschaft aus einer tiefen Krise führten. Mit der Unterstützung des Premierministers PV Narasimha Rao gelang es ihm, Indiens wirtschaftspolitisches System grundlegend zu transformieren, einschließlich einer Liberalisierung des Handels, der Deregulierung der Industrie und Anpassungen im Finanzwesen. Diese Reformen führten in den drei Jahrzehnten nach 1991 zu einer erstaunlichen Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf von 360 Prozent – eine drastische Verbesserung im Vergleich zu den 108 Prozent in den 41 Jahren zuvor. Trotz positiver Entwicklungen ist das künftige Wachstumspotential Indiens ungewiss, doch das Land bleibt durch seine Bevölkerungsgröße ein bedeutender Akteur auf der Weltbühne. Im gleichen Zeitraum verzeichnete China ein noch beeindruckenderes Wachstum von 1.150 Prozent, was Indiens relativen Rückschritt in der Fertigungsindustrie unterstreicht. Die Einkommensungleichheit in Indien hat sich laut Datenbank für die Weltungleichheit ebenfalls verschärft, wobei der Einkommensanteil des obersten Prozents von 10 Prozent im Jahr 1991 auf 23 Prozent im Jahr 2023 gestiegen ist. Dennoch verzeichneten die ärmeren 50 Prozent einen realen Einkommenszuwachs von 180 Prozent, was zur signifikanten Reduzierung der extremen Armut beitrug. Singhs Amtszeit als Premierminister von 2004 bis 2014 brachte wichtige Errungenschaften, wie den historischen Nuklearpakt mit den USA und die Einführung des nationalen Identifizierungssystems Aadhaar, das die Grundlage für spätere Reformen bildete. Trotz der politischen Herausforderungen blieb er ein Symbol für Integrität in der indischen Politik. Singh hinterlässt nicht nur eine prosperierende Wirtschaft, sondern auch ein Beispiel für kluges, respektvolles und ehrenhaftes öffentliches Engagement. In einer Zeit, in der technokratische Expertise oft kritisch beäugt wird, war sein Wirken eine Erinnerung an die Kraft von Wissen und Erfahrung, gestützt durch das Vertrauen der Mächtigen. Sein Glaube an den Dienst am öffentlichen Wohl und die Demokratie bleibt ein inspirierendes Erbe für künftige Generationen.